Gewichts­klas­se bis 63 kg

  • Wla­dis­law Barysh­nik ist 1996 gebo­ren und trai­niert am Bun­des­stütz­punkt Heidelberg.
  • Beim euro­päi­schen Qua­li­fi­ka­ti­ons­tur­nier in Lon­don schied in die­ser Gewichts­klas­se der dama­li­ge Mann­schafts­kol­le­ge Kas­tri­ot Sopa aus.
  • Wla­dis­law Barysh­nik hat nun gege­be­nen­falls die Chan­ce, in die­ser Gewichts­klas­se noch über das Welt­qua­li­fi­ka­ti­ons­tur­nier ein Ticket für Tokyo zu lösen.

Das Ath­le­ten­por­trait

Roy Jones und Per­nell Whita­ker, Floyd May­wea­ther Jr. und Gen­na­dy Golov­kin: Die Aus­le­se der Boxer, an denen er sich ori­en­tiert, sagt schon eini­ges über Wla­dis­law Barysh­niks bevor­zug­ten Stil aus. Der ehr­gei­zi­ge Youngs­ter (Jg. 1996) möch­te sei­ne Geg­ner im Ring mit über­le­ge­ner Tech­nik und den schnel­le­ren Refle­xen aus­bo­xen. Möch­te kei­ne Kei­le­rei ablie­fern, son­dern das bes­se­re und im Zwei­fel auch ele­gan­te­re Gesamt­pa­ket. Ein wah­rer Faust­fech­ter, der im Ring viel inves­tiert, damit der Unpar­tei­ische am Ende sei­ne Hand hebt. »Das ist der schöns­te Moment in unse­rem Sport«, fin­det er, »dann hat sich alles aus­ge­zahlt: All die har­te Arbeit, die gesun­de Ernäh­rung, früh ins Bett gehen …«

Tech­nik statt Keilerei

Er kön­ne ein Tän­zer wer­den, hat­te die Mut­ter manch­mal gesagt, wenn sie ihren Sohn in Bewe­gung erleb­te. Der war gera­de drei, als die Fami­lie von Kasach­stan nach Deutsch­land kam. Statt zum Tanz aber zog es den quir­li­gen Jun­gen zum Kon­takt­sport: Kara­te, Kick­bo­xen, olym­pi­sches Boxen. »Ich hät­te auch Fuß­bal­ler oder Bas­ket­bal­ler wer­den kön­nen«, ist er über­zeugt. »Aber was mich am meis­ten gereizt hat, ist die­ser Kon­takt, die­ses eins gegen eins.« Also lan­det Wla­dis­law samt sei­nem Talent bald im Bun­des­leis­tungs­stütz­punkt in Hei­del­berg, holt zwei deut­sche Senio­ren­ti­tel im Halb­wel­ter­ge­wicht und berei­chert außer­dem die Bun­des­li­ga-Staf­fel von Trak­tor Schwerin.

Erfol­ge auf Euro­pa-Ebe­ne mach­ten Hun­ger auf mehr

Kein Erfolg aber hat sei­ne gro­ßen Ambi­tio­nen mehr beflü­gelt als der 3. Platz bei den U22- Euro­pa­meis­ter­schaf­ten 2018 in Rumä­ni­en. »Die­se Medail­le hat am bes­ten geschmeckt«, sagt er – und Hun­ger nach mehr geweckt. Tief drin­nen ruht ja die Über­zeu­gung, »dass in mir noch viel mehr steckt als ich manch­mal abru­fe. Wenn ich die klei­nen Din­ge, die noch nicht so gut sind, bes­ser umset­ze, kann ich im Ring wirk­lich eine abso­lu­te Maschi­ne sein.«

Fokus­siert auf Tokyo

Gut mög­lich auch, dass der hoch Ver­an­lag­te irgend­wann mal ins Pro­fi­la­ger wech­selt; sein Stil ist dafür attrak­tiv genug. »Die Leu­te wür­den sagen: Da haben wir end­lich mal jemand, der es rich­tig drauf hat«, sagt er selbst­be­wusst. Vor­erst aber will er »gucken, wie sich das alles im Lau­fe der Zeit ent­wi­ckelt«, und als Nächs­tes das Tur­nier in Tokio in Angriff neh­men. »Ich hab’ alles dafür, um eine Medail­le bei Olym­pia zu holen«, ist er über­zeugt: »Ich kann hart schla­gen, habe ein gutes Auge, bin beweg­lich und habe Vla­di­mir Plet­nev als Trai­ner an mei­ner Sei­te. Da bin ich nur guter Dinge.«

Außer­dem ist da noch wer in sei­ner Ecke. Dem gel­ten die Gebe­te, wenn Wla­dis­law Barysh­nik sich in der Umklei­de vor dem Wett­kampf sam­melt. »Ich bin nicht unbe­dingt ein reli­giö­ser Mensch«, erklärt er, »aber vor den Kämp­fen bete ich, an guten wie an schlech­ten Tagen. Das gibt mir noch mal Kraft, und dann gehe ich in den Ring und mache das, was ich am bes­ten kann.«



Das gesam­te Team des DBV für die Olym­pi­schen Spie­le in Tokyo: