Boxen ist eine popu­lä­re Sport­art, die bei Fern­seh­über­tra­gun­gen hohe Ein­schalt­quo­ten erzielt. Für die Prä­senz des Boxen im gesell­schaft­li­chen Bewusst­sein spricht auch, dass vie­le Begrif­fe aus dem Box­sport zu fes­ten Rede­wen­dun­gen des all­täg­li­chen Sprach­ge­brauchs wurden.

So bezeich­net man einen erschöpf­ten Men­schen manch­mal auch als »ste­hend KO« oder »in den Sei­len hän­gend«. Jemand, der eine War­nung erhal­ten hat, wird oft als »ange­zählt« bezeich­net. Gibt jemand auf, so »wirft er das Hand­tuch«. Sucht man streit­lus­tig den Ver­gleich, for­dert man den Kon­tra­hen­ten auf, »aus der Ecke zu kommen«.

Trotz der gro­ßen media­len Popu­la­ri­tät des Boxens sind vie­len Men­schen die Grund­sät­ze der Box­re­geln unklar. Wir haben an die­ser Stel­le ein­mal die häu­fig auf­tre­ten­den Fra­gen rund um den Box­sport und Box­kämp­fe zusam­men­ge­fasst. Wer sich mit den Ant­wor­ten auf die unten­ste­hen­den Fra­gen befasst hat, wird einen Kampf im olym­pi­schen Boxen bes­ser verstehen.

Wo ist der Unter­schied zwi­schen dem olym­pi­schen Boxen und dem Profiboxen?

Etwas ver­ein­facht gesagt kann man den Box­sport in zwei unter­schied­li­che Wel­ten unter­tei­len: Auf der einen Sei­te das »olym­pi­sche Boxen«, auf der ande­ren Sei­te das »Pro­fi­bo­xen«. Der Box­sport dürf­te der ein­zi­ge Sport sein, bei der die Bezeich­nung »Pro­fi« nicht auto­ma­tisch für die Leis­tungs­spit­ze der Sport­art steht, son­dern für einen par­al­le­len Orga­ni­sa­ti­ons­zu­sam­men­hang des Boxens.

Frü­her sprach man vom »Ama­teur­bo­xen«, heu­te ist die Bezeich­nung »olym­pi­sches Boxen« ver­brei­tet. Die Bezeich­nung deu­tet bereits auf den wesent­li­chen Unter­schied hin: Das olym­pi­sche Boxen ist jener Zweig des Boxens, der als höchs­ten Wett­be­werb die Olym­pi­schen Spie­le kennt.

Die Regeln des olym­pi­schen Boxens unter­schei­den sich zum Teil sehr deut­lich von den Regeln des Pro­fi­bo­xens. So wer­den die Kämp­fe z.B. über 3 statt 8, 10 oder 12 Run­den aus­ge­tra­gen. In die­sen 3 Run­den kön­nen die olym­pi­schen Boxer ein höhe­res Tem­po gehen als man es vom Pro­fi­bo­xen kennt.

Auch sind die Sport­ler in der Regel bis zum Ende des Kamp­fes ver­tei­di­gungs­fä­hi­ger. Die KO-Quo­te ist daher gerin­ger. Über­haupt hat der Schutz der Sport­ler im olym­pi­schen Boxen einen hohen Stel­len­wert – vor allem natür­lich in den Nach­wuchs­al­ters­klas­sen U13, U15, U17 und U19. In der Regel bestrei­ten olym­pi­sche Boxer auch mehr Kämp­fe als Profiboxer.

Ein sehr augen­fäl­li­ger Unter­schied zum Pro­fi­bo­xen: Die Sport­ler tra­gen im Ring ein Tri­kot, boxen also mit bedeck­tem Ober­kör­per. Das Tri­kot soll (eben­so wie die Hand­schu­he) in der Far­be der jewei­li­gen Rin­ge­cke sein, damit die Punkt­rich­ter bei­de Kämp­fer bes­ser von­ein­an­der unter­schei­den können.

Das Inter­na­tio­na­le Olym­pi­sche Komi­tee (IOC) erkennt nur das olym­pi­sche Boxen und sei­ne Regeln an. Das heißt: Allein der Welt­ver­band des olym­pi­schen Boxens ver­tritt den Box­sport beim IOC. Die ver­schie­de­nen, mit­ein­an­der kon­kur­rie­ren­den Pro­fi­box­ver­bän­de sit­zen in Lau­sanne aus­drück­lich nicht am Tisch.

Seit eini­gen Jah­ren dür­fen Pro­fis im Prin­zip zwar an den olym­pi­schen Spie­len teil­neh­men, aber sie müs­sen sich in Box­tur­nie­ren erst mit olym­pi­schen Boxern ver­glei­chen und durch Sie­ge für eine Teil­nah­me an den Olym­pi­schen Spie­len qua­li­fi­zie­ren. Nicht vie­le Pro­fis haben sich bis­lang dar­auf ein­ge­las­sen, und noch weni­ger waren dabei erfolgreich.

Der olym­pi­sche Box­sport ist in Deutsch­land ähn­lich orga­ni­siert wie z.B. Fuß­ball oder Hand­ball. Basis ist die Arbeit von vie­len Box­sport­ver­ei­nen, in denen meis­tens für einen gerin­gen Monats­bei­trag geboxt wer­den kann. Die Ver­ei­ne sind in Lan­des­ver­bän­den zusam­men­ge­schlos­sen, die auf natio­na­ler Ebe­ne wie­der­um Mit­glied im Deut­schen Box­sport-Ver­band sind.

Auf natio­na­ler Ebe­ne ist der Deut­sche Box­sport-Ver­band (DBV) Mit­glied des Deut­schen Olym­pi­schen Sport­bun­des (DOSB) und wird – als ein Ver­tre­ter der olym­pi­schen Kern­sport­ar­ten – auch vom Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­um untesrtützt. Auf inter­na­tio­na­ler Ebe­ne ist der DBV Mit­glied im euro­päi­schen Kon­ti­nen­tal­ver­band EUBC und im Welt­ver­band AIBA.

Im Bereich des olym­pi­schen Boxens gibt es also eine kla­re und ein­deu­ti­ge Struk­tur von Ver­bän­den, wie man es auch von ande­ren Sport­ar­ten gewohnt ist. Im Pro­fi­bo­xen gibt es hin­ge­gen meh­re­re kon­kur­rie­ren­de Ver­bän­de, die eher pri­vat­wirt­schaft­lich agie­ren und eine unüber­sicht­li­che Zahl von Meis­ter­schafts­ti­teln ermöglichen.

Meis­ter­schaf­ten wer­den im olym­pi­schen Boxen auf allen Ebe­nen (Lan­des­ebe­ne, Bun­des­ebe­ne, Kon­ti­nent­al­be­ne, Welt­ebe­ne) immer in mehr­tä­gi­gen Tur­nie­ren aus­ge­tra­gen, die von Beginn an im KO-Sys­tem ange­legt sind. Es kom­men die bes­ten Boxer für die­se Tur­nie­re zusammen.

Wer im Rah­men die­ser Meis­ter­schaf­ten gegen wen antre­ten wird, ergibt sich aus der Aus­lo­sung. Einen Titel gewinnt man nur, wenn man alle Kämp­fe des Tur­niers sieg­reich bestrei­tet. Auch dies ist ein wesent­li­cher Unter­schied zum Pro­fi­bo­xen, wo Meis­ter­schaf­ten sin­gu­lär ange­setz­te bzw. ver­ab­re­de­te Kämp­fe sind, die ent­we­der der Ver­band bestimmt oder die Mana­ger der Boxer aushandeln.

Im Spit­zen­sport­be­reich des olym­pi­schen Boxens wird natür­lich min­des­tens eben­so pro­fes­sio­nell trai­niert wie im Pro­fi­bo­xen. Wer bei Euro­pa- oder Welt­meis­ter­schaf­ten oder bei den Olym­pi­schen Spie­len in den Ring steigt, ist kein Hob­by­sport­ler mehr. Die Ath­le­ten trai­nie­ren inten­siv an Bun­des- und Olym­pia­stütz­punk­ten und kön­nen sich in ihrer akti­ven Zeit voll dem Sport widmen.

Wie kommt es im Olym­pi­schen Boxen zu Kämpfen?

Auch wenn das olym­pi­sche Boxen ganz klas­sisch in Sport­ver­ei­nen betrie­ben wird: Im Kern ist es eine Indi­vi­du­al­sport­art. Das spie­gelt sich in der Art und Wei­se wider, wie in unse­rer Sport­art Kämp­fe ange­setzt werden.

Es gibt zwar im Box­sport einen Liga­be­trieb, aber es beschränkt sich auf die Bun­des­li­ga und die Teil­nah­me dar­an ist frei­wil­lig. Der finan­zi­el­le und orga­ni­sa­to­ri­sche Auf­wand ist groß, so dass in jeder Sai­son nur eine Hand­voll Ver­ei­ne am Liga­be­trieb teilnehmen.

Im Umkehr­schluss heißt das, dass die aller­meis­ten Kämp­fe im olym­pi­schen Boxen außer­halb jeg­li­cher Liga aus­ge­rich­tet wer­den. Für vie­le, die klas­si­sche Mann­schafts­sport­ar­ten wie Fuß- oder Hand­ball vor Augen haben, ist nur schwer vor­stell­bar, wie ein Wett­kampf­be­trieb ohne Ligen mit Hin- und Rück­run­den funk­tio­nie­ren kann.

Vie­le der knapp 900 im Deut­schen Box­sport-Ver­band orga­ni­sier­ten Box­ver­ei­ne rich­ten in mehr oder weni­ger regel­mä­ßi­gen Abstän­den frei­wil­lig Box­ver­an­stal­tun­gen aus. Man­che Ver­ei­ne füh­ren sol­che Ver­an­stal­tun­gen daher nur alle paar Jah­re durch, man­che jähr­lich, beson­ders enga­gier­te Ver­ei­ne viel­leicht auch mehr­fach im Jahr.

Mit dem Auf­bau des Box­rings, der Bestuh­lung der Hal­len und der Pla­nung des Kampf­pro­gramms ist die Durch­füh­rung einer sol­chen Box­ver­an­stal­tung für die Ver­ei­ne mit einem gro­ßen Auf­wand ver­bun­den. Meist sind vie­le Dut­zend Hel­fe­rin­nen und Hel­fer beteiligt.

Im Rah­men einer sol­chen Box­ver­an­stal­tung wer­den durch­schnitt­lich 15 bis 20 Kämp­fe in den ver­schie­de­nen Alters‑, Gewichts- und Leis­tungs­klas­sen aus­ge­tra­gen. Für die Zuschau­er ist das char­mant: Für einen meist gerin­gen Ein­tritts­preis sieht man eine bun­te Mischung von Kämpfen.

Die ande­ren Ver­ei­ne (mal nur aus der Regi­on, manch­mal deutsch­land­weit, gele­gent­lich auch aus dem Aus­land) wer­den ein­ge­la­den, ihre Wett­kampf­sport­ler zu der geplan­ten Ver­an­stal­tung anzu­mel­den. Für eine grö­ße­re Ver­an­stal­tung kön­nen so durch­aus um die 200 Anmel­dun­gen zusam­men kommen.

Mit der Anmel­dung wer­den die Daten über­mit­telt, die für die Zusam­men­stel­lung der Kämp­fe rele­vant sind. Neben dem Namen und dem Geschlecht sind dies vor allem das Geburts­da­tum und das vor­aus­sicht­li­che Gewicht am Wett­kampf­tag sowie die Kampf­erfah­rung (auf­ge­schlüs­selt nach Sie­gen, Nie­der­la­gen und Unentschieden).

Ist ein Sport­ler ange­mel­det, dann bedeu­tet dies noch lan­ge nicht, dass er auch einen Kampf bekommt. Unter allen ein­ge­gan­ge­nen Mel­dun­gen muss der Ver­an­stal­ter nun Kämp­fe zusam­men­stel­len. Dabei sind die Gewichts- und Alters­un­ter­schie­de eben­so zu berück­sich­ti­gen wie die Erfah­rungs­un­ter­schie­de. Das Regel­werk setzt bei zuläs­si­gen Gewichts- und Alters­un­ter­schie­den kla­re Grenzen.

Die Pla­nung der Kämp­fe ist oft eine anstren­gen­de Sache, die nicht nur gute Regel­kennt­nis­se, son­dern auch man­ches diplo­ma­ti­sche Geschick ver­langt, um alle Betei­lig­ten eini­ger­ma­ßen zufrie­den­zu­stel­len. Abwei­chen­de Gewich­te oder über­ra­schend ein­ge­hen­de Absa­gen erfor­dern vor allem am Wett­kampf­tag noch ein­mal unter Zeit­druck ein hohes Improvisationstalent.

Wenn zu einer Ver­an­stal­tung 200 Wett­kämp­fer gemel­det wur­den, aber »nur« 20 Kämp­fe durch­ge­führt wer­den kön­nen, ist der Rest eine ein­fa­che Rechen­auf­ga­be: Von 200 gemel­de­ten Sport­lern wer­den am Ende 40 einen Kampf bekom­men. 160 Sport­ler wer­den leer aus­ge­hen – ent­we­der weil das Pro­gramm voll ist oder weil es in Hin­blick auf Gewicht, Alter und Kampf­erfah­rung kei­ne pas­sen­den Geg­ner gab. Sie kön­nen aber meist im Vor­feld der Ver­an­stal­tung dar­über infor­miert wer­den, dass sie kei­nen Geg­ner bekom­men haben.

Es gehört daher zu einer der wich­tigs­ten Wett­kampf­ei­gen­schaf­ten eines Boxers, in die­ser Hin­sicht frus­tra­ti­ons­to­le­rant zu sein. Gera­de am Anfang des sport­li­chen Weges lösen sich vie­le der eigent­lich geplan­ten Wett­kämp­fe in Luft auf. Der Sport­ler hat sich auf einen Kampf ein­ge­stellt, aber es kommt häu­fig trotz­dem nicht dazu. Das kann die Moti­va­ti­on auf die Pro­be stel­len. Im Früh­jahr und Herbst, wenn es tra­di­tio­nell vie­le Box­ver­an­stal­tun­gen gibt, muss ein olym­pi­scher Boxer mög­lichst durch­ge­hend in Wett­kampf­form sein, um zu Kämp­fen zu kommen.

Die Kampf­pla­nung des Ver­an­stal­ters muss bei nor­ma­len Ver­an­stal­tun­gen von den betei­lig­ten Trai­nern noch bestä­tigt wer­den. Nie­mand wird gezwun­gen, zu kämp­fen. Wenn die Pla­nung aber mit Sach­ver­stand vor­ge­nom­men wur­de, gibt es in der Regel aber wenig Grund zu Beanstandungen.

Kommt es zu einem Wett­kampf, so kämpft der Boxer in ers­ter Linie für sich und die Ver­bes­se­rung sei­ner Wett­kampf­bi­lanz. Die Ergeb­nis­se aller geführ­ten Wett­kämp­fe wer­den in den Wett­kampf­pass des Boxers ein­ge­tra­gen. Sam­meln sich dort die Sie­ge, so bekommt er stär­ke­re und erfah­re­ne­re Geg­ner, an denen er selbst wie­der­um auch wach­sen kann.

Bei den jähr­lich durch­ge­führ­ten Meis­ter­schaf­ten auf Bezirks‑, Lan­des- und Bun­des­ebe­ne oder ande­ren gro­ßen Tur­nie­ren sieht es etwas anders aus. Hier wer­den die Kämp­fe nicht zusam­men­ge­stellt, son­dern es ent­schei­det sich grund­sätz­lich durch das Los, wer gegen wen in den Ring tre­ten muss. Der Sie­ger rückt dann im Tur­nier jeweils eine Run­de vor.

Wie ver­läuft ein Box­kampf im Olym­pi­schen Boxen?

Im Rah­men einer Wett­kampf­ver­an­stal­tung des olym­pi­schen Boxens wer­den meist meh­re­re Kämp­fe in Fol­ge aus­ge­tra­gen. Jeder Kampf wird vom Ring­spre­cher ange­kün­digt und die bei­den betei­lig­ten Kämp­fer zum Kampf gerufen.

Den Ring dür­fen sie aller­dings erst betre­ten, wenn der Ring­rich­ter schon im Ring ist und ihnen (meist mit Hand­zei­chen) die Erlaub­nis dazu gege­ben hat.

Haben sie die­se Erlaub­nis erhal­ten, war­ten sie dann in der Rin­ge­cke dar­auf, dass der Ring­rich­ter zu ihnen kommt und die Wett­kampf­aus­rüs­tung auf Vor­schrifts­mä­ßig­keit und Voll­stän­dig­keit über­prüft: Ist die Wett­kampf­klei­dung vor­schrifts­mä­ßig? Ist ein Tief­schutz ange­legt? Ist ein erlaub­ter Zahn­schutz ein­ge­setzt? Ist es ein erlaub­ter Kopf­schutz, sofern ein Kopf­schutz getra­gen wer­den muss? Sind es zuge­las­se­ne Hand­schu­he im erfor­der­li­chen Gewicht? Sind die Klett­ver­schlüs­se der Hand­schu­he mit Tape gesichert?

Wenn alles okay ist, ruft der Ring­rich­ter bei­de Kämp­fer anschlie­ßend zu einer Regel­be­leh­rung in die Ring­mit­te. Er ermahnt sie, kei­ne Innen­hän­de zu schla­gen, kei­ne Kopf­stö­ße zu ver­ur­sa­chen und nicht zu hal­ten. Bei­de Kämp­fer wer­den dann zum Sport­gruß auf­ge­for­dert, bevor sie schließ­lich noch ein­mal in die Rin­ge­cke zurück­ge­schickt werden.

Der Ring­rich­ter ver­si­chert sich nun noch ein­mal, ob die Punkt­rich­ter, der Ring­arzt, der Super­vi­sor und der Zeit­neh­mer an ihrem Platz sind. Wenn er alles in Ord­nung ist, wird der Kampf mit dem Schlag der Ring­glo­cke und dem Kom­man­do »Box!« eröffnet.

Ein Kampf im olym­pi­schen Boxen besteht immer aus drei Run­den, die von jeweils von einer ein­mi­nü­ti­gen Pau­se unter­bro­chen wer­den. Die Run­den­zei­ten hän­gen von der Alters­klas­se ab, in der der Kampf aus­ge­tra­gen wird. Die Kämp­fer der U13 boxen 3 x 1 Minu­te, die Kämp­fer der U15 3 x 1,5 Minu­ten, die Kämp­fer der U17 3 x 2 Minu­ten und die Kämp­fer der U19 wie auch die Erwach­se­nen boxen 3 x 3 Minuten.

Zehn Sekun­den vor dem Ende der Run­de ertönt das Klop­fen eines Ham­mers, um das bevor­ste­hen­de Ende des Durch­gangs anzu­zei­gen. Die Run­de wird mit einem Schlag der Ring­glo­cke been­det. Wird just in die­sem Moment ein Kämp­fer durch den Ring­rich­ter ange­zählt, wird das Ende des Anzäh­lens noch abgewartet.

Wäh­rend der Run­den­pau­se hal­ten die Sport­ler sich in ihrer Rin­ge­cke auf. Meist betritt nun auch der Trai­ner den Ring, um den Kämp­fer zu coa­chen, aber auch, um ihm etwas zu trin­ken zu geben oder Bei­ne und Arme zu lockern. Man­che Kämp­fer blei­ben in der Pau­se lie­ber ste­hen, ande­re bevor­zu­gen es, zu sitzen.

Zehn Sekun­den vor dem Ende der ein­mi­nü­ti­gen Pau­se ertönt erneut das Klopf­zei­chen mit dem Ham­mer. Der Trai­ner muss nun den Ring wie­der ver­las­sen, damit der Ring­rich­ter nach dem Schla­gen der Ring­glo­cke den Kampf wie­der eröff­nen kann.

Nach die­sem Mus­ter ver­lau­fen nun die rest­li­chen Run­den. Kommt es wäh­rend des Kamp­fes zu einer län­ge­ren Unter­bre­chung, etwa weil ein Kopf­schutz ver­rutscht ist oder ein Kämp­fer einen Zahn­schutz ver­liert, der erst gerei­nigt wer­den muss, bevor der Trai­ner ihn wie­der ein­set­zen kann, dann unter­bricht der Ring­rich­ter die Run­den­zeit­mes­sung mit einem »Time!«-Kommando. Die Mes­sung wird mit dem »Box!«-Kommando wie­der fortgesetzt.

Nach dem Ende der letz­ten Run­de gehen die Sport­ler wie­der zurück in ihre Rin­ge­cke. Die Trai­ner ent­fer­nen jetzt die Hand­schu­he und ggf. auch die Kopf­schüt­zer. Es ist üblich, dass die Sport­ler auch noch ein­mal in die Rin­ge­cke des Geg­ners gehen, um sich dort von den Trai­nern des Geg­ners zu verabschieden.

Wenn die Ein­zel­ur­tei­le der Punkt­rich­ter zu einem Gesamt­ur­teil ver­rech­net wur­den, ruft der Ring­rich­ter die bei­den Sport­ler wie­der in die Ring­mit­te. Er prüft jetzt, wo die Hand­schu­he aus­ge­zo­gen sind, auch noch ein­mal die Vor­schrifts­mä­ßig­keit der Ban­da­gen. Ist damit alles okay, kann das Urteil der Punkt­rich­ter durch den Ring­spre­cher ver­kün­det wer­den. Der Ring­rich­ter hebt den Arm des Gewin­ners. Spä­tes­tens jetzt ist es üblich, dass sich die Sport­ler auch respekt­voll von ein­an­der ver­ab­schie­den, bevor sie den Ring ver­las­sen. Der Ring­rich­ter war­tet, bis der letz­te Sport­ler aus dem Ring ist und ver­lässt dann eben­falls den Ring – es sei denn, er lei­tet auch den fol­gen­den Kampf noch.

Wel­che Anfor­de­run­gen gel­ten für einen Box­ring und wer sitzt am Ring?

Wett­kämp­fe dür­fen nur in Box­rin­gen aus­ge­tra­gen wer­den, die den Regeln ent­spre­chen. Die wich­tigs­ten Bestim­mun­gen sind:

  • Die Grö­ße des Ring muss zwi­schen 4,9 und 6,1 Meter Seil­län­ge im Qua­drat betragen.
  • Die Platt­form­hö­he von Hoch­rin­gen darf maxi­mal 1,25 Meter betragen.
  • Der Platt­form muss auf allen Sei­ten min­des­tens 50 cm über das Seil­recht­eck hin­aus­ra­gen, damit die Sport­ler nicht mit den Füßen ins Lee­re tre­ten und stür­zen können.
  • Der Boden ist mei­nem sturz­däm­men­den Belag abzu­de­cken, dar­über wird eine Ring­bo­den­pla­ne rutsch­fest und fal­ten­frei gespannt.
  • Der Ring muss min­des­tens mit drei und darf höchs­ten vier Sei­le aus­ge­stat­tet sein (min­des­tens 3 cm und dür­fen höchs­tens 5 cm im Durch­mes­ser). Sie müs­sen fest gespannt wer­den und müs­sen so beschaf­fen bzw. umwi­ckelt und gepols­tert sein, dass man sich an ihnen nicht ver­let­zen kann. Der Abstand zwi­schen den Sei­len ist jeweils festgelegt.
  • Auf jeder Sei­te des Rings müs­sen die Sei­le zwei­mal senk­recht mit­ein­an­der ver­bun­den wer­den, damit Sport­ler nicht durch die Sei­le hin­durch aus dem Ring stür­zen können.
  • Die rote und blaue Ecke lie­gen sich gegen­über, die bei­den ande­ren Ecken sind die neu­tra­len oder wei­ßen Ecken.
  • Für die Trai­ner müs­sen an den jewei­li­gen Rin­ge­cken Sitz­ge­le­gen­hei­ten bereitstehen.
Abb. oben: Die Auf­stel­lung des Box­rings wie von den Regeln gefor­dert. Rings um den Ring die fünf Tische und Stüh­le für die Punkt­rich­ter (PR1 bis PR5). An der roten und blau­en Ecke die Sitz­ge­le­gen­hei­ten für die Trai­ner. Die Rei­he von Tischen oben am Bild­rand ist für die Dele­gier­ten. Die Plät­ze von links nach rechts: Ring­arzt, Super­vi­sor, Ring­spre­cher, Zeit­neh­mer (Uhr), Zeit­neh­mer (Ring­glo­cke), Pro­to­koll­füh­rer. Die Anord­nung kann der Plät­ze kann aber vari­ie­ren. Die Plät­ze oben links an der Sei­te sind Sitz­plät­ze für Kampf­rich­ter, die im aktu­ell lau­fen­den Kampf nicht im Ein­satz sind.
Wie vie­le Gewichts- und Alters­klas­sen gibt es?

Es gibt im olym­pi­schen Boxen vier Altersklassen:

  1. Schü­ler (U13)
  2. Kadet­ten (U15)
  3. Junio­ren (U17)
  4. Jugend (U19)
  5. Erwach­se­ne

Jede Alters­klas­se und jedes Geschlecht hat eine eige­ne Ein­tei­lung der Gewichts­klas­sen. Dabei gilt das Prin­zip: Je jün­ger und je leich­ter die Sport­ler sind, des­to fei­ner die Gewichts­klas­sen unter­teilt. Die Schü­ler (U13) sind die jüngs­ten Boxer, die Wett­kämp­fe aus­tra­gen dür­fen. In die­ser Alters­klas­se sind die Sport­ler vom Papier­ge­wicht bis zum Super­schwer­ge­wicht in 16 Gewichts­klas­sen ein­ge­teilt. Bei den erwach­se­nen Män­nern gibt es hin­ge­gen nur noch 9 Gewichtsklassen.

Wel­che Kamp­fur­tei­le gibt es?
Die Regeln des olym­pi­schen Boxens ken­nen 9 Arten, wie ein Kampf aus­ge­hen kann:
  1. Sieg nach Punk­ten (Abkür­zung: WP)
    Der Punkt­sieg ist wie mit gro­ßem Abstand häu­figs­te Ent­schei­dung. In die­sem Fall geht der Kampf über die vol­le zeit­li­che Distanz und am Ende ent­schei­den die 3 oder 5 rings um den Ring sit­zen­den Punkt­rich­ter über Sieg und Nie­der­la­ge. Den Kampf gewinnt der Sport­ler, für den sich alle oder die Mehr­heit der Punkt­rich­ter als Sie­ger ent­schie­den haben.
  2. Sieg durch RSC (Abkür­zung: RSC = Refe­ree stops Contest)
    Wenn in einem Kampf der eine Sport­ler dem ande­ren Sport­ler so sehr über­le­gen sein soll­te, dass ein sinn­vol­ler Kampf gar nicht mög­lich ist, kann der Ring­rich­ter den Kampf vor­zei­tig been­den, um den unter­le­ge­nen Sport­ler zu schüt­zen. Auf RSC muss immer dann zwin­gend ent­schie­den wer­den, wenn die für die jewei­li­ge Alters­klas­se und das betref­fen­de Geschlecht maxi­mal zuläs­si­ge Zahl des Anzäh­lens erreicht wurde.
  3. Sieg durch Auf­ga­be (Abkür­zung: ABD = Abandon)
    Der Kämp­fer oder sein Sekun­dant kön­nen den Kampf jeder­zeit auf­ge­ben. Der Sport­ler tut dies, indem er durch einen »Knie­fall« eine Unter­bre­chung des Kamp­fes her­bei­führt und dem Ring­rich­ter sei­ne Auf­ga­be mit­teilt. Der Sekun­dant tut dies, in dem er wäh­rend des lau­fen­den Kamp­fes das Hand­tuch in den Ring wirft. Er darf das Hand­tuch jedoch nicht wer­fen, wäh­rend der Sport­ler ange­zählt wird.
  4. Sieg durch RSC‑I (Abkür­zung: RSC‑I = Refe­ree stops Con­test — Injury)
    Ver­letzt sich ein Sport­ler im Ring oder wird er im Ring durch einen regel­kon­for­men Schlag ver­letzt, so dass er den Kampf nicht mehr fort­füh­ren kann, so bricht der Ring­rich­ter den Kampf ab und erklärt des­sen Geg­ner zum Sie­ger durch RSC‑I.
  5. Sieg durch Dis­qua­li­fi­ka­ti­on (Abkür­zung: DISQ)
    Leich­te Regel­wid­rig­kei­ten wer­den zuerst ermahnt (oft im lau­fen­den Kampf) und kön­nen im Wie­der­ho­lungs­fall ver­warnt wer­den. Im Gegen­satz zur Ermah­nung ist eine Ver­war­nung mit einem Punkt­ab­zug ver­bun­den. Ist der Regel­ver­stoß schwer­wie­gen­der, kann auch sofort ver­warnt oder (in sehr gra­vie­ren­den Fäl­len) sofort dis­qua­li­fi­ziert wer­den. Die drit­te aus­ge­spro­che­ne Ver­war­nung führt zwin­gend zur Dis­qua­li­fi­ka­ti­on. Dabei ist uner­heb­lich, ob der Sport­ler wegen der glei­chen oder wegen unter­schied­li­cher Regel­ver­stö­ße mehr­fach ver­warnt wurde.
  6. Unent­schie­den (Abkür­zung: DRAW)
    Haben alle oder die Mehr­heit der Punkt­rich­ter ein »Unent­schie­den« als Ergeb­nis, wird der Kampf ent­spre­chend ent­schie­den. Wenn drei Punkt­rich­ter ein­ge­setzt sind, dann kann ein Unent­schie­den auch dadurch ent­ste­hen, dass jeder der drei Punkt­rich­ter anders ent­schie­den hat (Punkt­rich­ter A hat den Kämp­fer aus der blau­en Ecke als Sie­ger, Punkt­rich­ter B den Kämp­fer aus der roten Ecke und Punkt­rich­ter C hat ein Unent­schie­den). Obwohl sich Punkt­rich­ter in jeder Run­de zwin­gend für einen der bei­den Kämp­fer als Sie­ger der Run­de ent­schei­den müs­sen, also für eine ein­zel­ne Run­de nie ein Unent­schie­den geben kön­nen, kön­nen Unent­schie­den in der Gesamt­ad­di­ti­on durch unter­schied­lich deut­li­che Rund­en­er­geb­nis­se erge­ben. Oft ent­ste­hen sie aber auch durch Punkt­ab­zü­ge nach Verwarnungen.
  7. Sieg durch Walk Over (Abkür­zung: WO)
    Erscheint ein Kämp­fer nach sei­nem letz­ten Auf­ruf inner­halb einer fest­ge­leg­ten Zeit nicht im Ring, so kann der Super­vi­sor auf »Walk Over« ent­schei­den. In die­sem Fall gewinnt der Geg­ner den Kampf kampf­los, sofern er kampf­be­reit im Ring ange­tre­ten ist, den Kampf also hät­te füh­ren kön­nen. Er muss also in Kampf­klei­dung erschei­nen, die Hän­de ban­da­giert haben, Bio­xand­schu­he tra­gen, einen Zahn­schutz ein­ge­setzt haben und ggf. einen Kopf­schutz tragen.
  8. Abbruch ohne Wer­tung (Abkür­zung: NC = No contest)
    Füh­ren äuße­re Umstän­de wie etwa ein Aus­fall der Hal­len­be­leuch­tung oder ein schad­haf­ter Ring im Lau­fe der ers­ten Run­de dazu, dass der Kampf been­det wer­den muss, so wird gar kein Urteil gefällt. Tre­ten kampf­abbre­chen­de Zwi­schen­fäl­le erst in der zwei­ten oder drit­ten Run­de ein, so müs­sen die Punkt­rich­ter ihr Urteil auf der Grund­la­ge der bis­lang gese­he­nen Leis­tung fällen.
  9. Sieg durch Nie­der­schlag (Abkür­zung: KO = Knock Out)
    Ist ein Kämp­fer durch die Wir­kung regel­kon­for­mer Tref­fer kampf- oder ver­tei­di­gungs­un­fä­hig, so unter­bricht der Ring­rich­ter den Kampf und zählt den betref­fen­den Sport­ler bis »Acht« an. Er prüft dann, ob der Sport­ler soweit erholt ist, dass er den Kampf wie­der auf­neh­men kann. Ist das nicht der Fall, zählt er wei­ter bis »Zehn« und damit den Sport­ler aus. Der Geg­ner gewinnt den Kampf durch »KO«. Der Boxer, der an- oder aus­ge­zählt wird, muss weder am Boden lie­gen oder gar bewusst­los sein. Es reicht die Kampf- oder Ver­tei­di­gungs­un­fä­hig­keit bei »Acht«. In Fäl­len von schwer­wie­gen­den Ver­let­zun­gen oder Bewusst­lo­sig­keit wird der Vor­gang ver­kürzt auf »Stopp — Eins — Aus« und der Ring­arzt gerufen.
Ent­schei­dung
(Abkür­zung)
Wer trifft die Entscheidung?
Wann wird so entschieden?
1.Sieg nach Punkten
(WP)
Die Punkt­rich­ter ent­schei­den in die­sem Fall.


  • Wenn alle Punkt­rich­ter sich für den­sel­ben Boxer als Sie­ger ent­schie­den haben
  • Wenn die Mehr­heit der Punkt­rich­ter sich für den­sel­ben Boxer als Sie­ger ent­schie­den hat
  • 2.Sieg durch Überlegenheit
    (RSC)
    Der Ring­rich­ter ent­schei­det in die­sem Fall.


  • Zwin­gend, wenn die für die­se Alters­klas­se und die­ses Geschlecht maxi­ma­le Anzahl des Anzäh­lens erreicht ist
  • Wenn die kämp­fe­ri­sche Über­le­gen­heit des einen so groß ist, dass die Gesund­heit des ande­ren geschützt wer­den soll
  • 3.Sieg durch Verletzung
    (RSC‑I)
    Der Ring­rich­ter ent­schei­det in die­sem Fall.


  • Wenn der Boxer durch regel­kon­for­me Tref­fer eine Ver­let­zung erlei­det, die nach Ansicht des Ring­rich­ters oder Arz­tes eine Fort­füh­rung des Kamp­fes nicht mehr erlaubt
  • Wenn der Boxer durch einen Unfall im Ring eine Ver­let­zung erlei­det, die eine Fort­füh­rung des Kamp­fes nicht mehr erlaubt
  • 4.Sieg durch Aufgabe
    (ABD)
    Der Sport­ler oder der Trai­ner ent­schei­det in die­sem Fall.


  • Wenn der Sport­ler aufgibt
  • Wenn der Trai­ner das Hand­tuch wirft
  • 5.Dis­qua­li­fi­ka­ti­on
    (DISQ)
    Der Ring­rich­ter ent­schei­det in die­sem Fall.


  • Zwin­gend, wenn die 3. Ver­war­nung aus­ge­spro­chen wird
  • Bei gro­ben Unsport­lich­kei­ten ggf. sofort
  • 6.Unent­schie­den
    (DRAW)
    Die Punkt­rich­ter ent­schei­den in die­sem Fall.


  • Wenn alle Punkt­rich­ter ein Unent­schie­den haben
  • Wenn die Mehr­heit der Punkt­rich­ter ein Unent­schie­den hat
  • Wenn im Fall von drei ein­ge­setz­ten Punkt­rich­tern jeder Punkt­rich­ter an ande­res Urteil hat
  • 7.Sieg durch Nichtantreten
    (WO)
    Der Ring­rich­ter ent­schei­det in die­sem Fall.


  • Wenn der auf­ge­ru­fe­ne Kämp­fer nach dem letz­ten Auf­ruf nicht im Ring erscheint
  • 8.Kei­ne Entscheidung
    (NC)
    Der Ring­rich­ter ent­schei­det in die­sem Fall.


  • Wenn äuße­re Umstän­de wie z.B. ein Licht­aus­fall in der ers­ten Run­de einen Abbruch des Kamp­fes erzwin­gen. Tritt der Umstand in der 2. oder 3. Run­de ein, ent­schei­den die Punkt­rich­ter auf Grund­la­ge des bis dahin statt­ge­fun­de­nen Kampfes
  • 9.Sieg durch Niederschlag
    (KO)
    Der Ring­rich­ter ent­schei­det in die­sem Fall.


  • Wenn ein Boxer infol­ge regel­kon­for­mer Tref­fer nicht mehr hand­lungs- oder ver­tei­di­gungs­fä­hig ist und nach dem Anzäh­len bis 8 noch nicht wie­der soweit erholt ist, dass er den Kampf fort­set­zen kann
  • Wie kommt ein Punk­tur­teil zustande?

    Punk­tur­tei­le sind die häu­figs­te Ent­schei­dung bei Kämp­fen im olym­pi­schen Boxen. Ein Bei­spiel ver­deut­licht dies: Im Rah­men der Welt­meis­ter­schaf­ten im olym­pi­schen Boxen 2019 in Russ­land wur­den ins­gas­amt 357 Kämp­fe aus­ge­tra­gen. Davon wur­den 332 Begeg­nun­gen durch Punk­tur­tei­le ent­schie­den. Das ent­spricht einem Anteil von etwa 93%. Es lohnt sich also, sich mit Punk­tur­tei­len genau­er zu befassen.

    Bei Punk­tur­tei­len sind die Kämp­fe (in der Regel) über die vol­le Kampf­di­stanz gegan­gen, so dass das Urteil über Sieg und Nie­der­la­ge in der Ver­ant­wor­tung der 5 (manch­mal auch 3) rings um den Box­ring sit­zen­den Punkt­rich­ter liegt.

    Jeder Punkt­rich­ter bewer­tet jede Run­de des Kamp­fes für sich abge­schlos­sen. Er muss sich dabei zwin­gend für einen der bei­den Sport­ler als Gewin­ner der Run­de ent­schei­den. Die­ser Gewin­ner bekommt für die gewon­ne­ne Run­de 10 Punk­te – egal, ob er nun nach objek­ti­ven Maß­stä­ben betrach­tet gut oder schlecht geboxt hat. Ein Unent­schie­den darf der Punkt­rich­ter für eine Run­de nicht ver­ge­ben. Der unter­le­ge­ne Boxer erhält für die Run­de je nach dem Grad sei­ner Unter­le­gen­heit 9, 8 oder 7 Punk­te zuge­spro­chen. Eine Run­de hat also immer das Ergeb­nis 10:9, 10:8 oder 10:7.

    Auf die­se Wei­se wer­den alle Run­den des Kamp­fes gewer­tet. Gewinnt einer der bei­den Boxer jede Run­de knapp, lau­tet die Wer­tung zuguns­ten des Sie­gers 30:27. Gewinnt er jede Run­de deut­lich, so lau­tet die Wer­tung 30:24. Gewinnt er jede Run­de haus­hoch, dürf­te es ein 30:21 geben. Natür­lich pas­siert es auch häu­fig, dass ein Gewin­ner nicht alle 3 Run­den für sich ent­schei­den kann, son­dern nur 2 Run­den gewinnt. Rein rech­ne­risch ist es auch denk­bar, dass ein Boxer zwei Run­den (jeweils 10:9) gewinnt, aber durch eine desas­trö­se drit­te Run­de (7:10) den Sige noch aus der Hand gibt.

    Sind sich alle Punkt­rich­ter dar­in einig, wer letzt­end­lich den gesam­ten Kampf gewon­nen hat, spricht man von einem ein­stim­mi­gen Punkt­sieg. Bei 3 ein­ge­setz­ten Punkt­rich­tern wird ein ein­stim­mi­ger Punkt­sieg mit 3:0 zum Aus­druck gebracht. Das heißt also nicht, dass der Sie­ger alle 3 Run­den gewon­nen haben muss oder 3 Tref­fer erzielt hät­te. Es heißt nur, dass alle 3 Punkt­rich­ter den­sel­ben Sport­ler als Sie­ger gese­hen haben. Bei 5 ein­ge­setz­ten Punkt­rich­tern lau­tet eine ein­stim­mi­ge Ent­schei­dung dem­entspre­chen 5:0.

    Gibt es eine Mehr­heits­ent­schei­dung, spricht man von einer »Split Decison«. Bei 3 ein­ge­setz­ten Punkt­rich­tern wäre die Wer­tung dann also 2:1. Bei 5 ein­ge­setz­ten Punkt­rich­tern gibt es als Mehr­heits­ent­schei­dung das 4:1 oder das 3:2.

    Obwohl sich die Punkt­rich­ter immer für einen der bei­den Boxer als Run­den­sie­ger ent­schei­den müs­sen und der Kampf über 3 Run­den läuft (unge­ra­de Zahl), kann es am Ende des Kamp­fes auch zu einem Unent­schie­den kom­men. Dies ist unter beson­de­ren Umstän­den dann mög­lich, wenn ein­zel­ne Rund­en­er­geb­nis­se von 10:9‑Wertungen abwei­chen (vgl. die Wer­tung des Punkt­rich­ters 3 in der unten­ste­hen­den Tabelle).

    Sehen alle oder die Mehr­heit der Punkt­rich­ter den Kampf unent­schie­den, lau­tet das Ergeb­nis auch Unent­schie­den. Bei 3 ein­ge­setz­ten Punkt­rich­tern kommt es zu einem Unent­schie­den auch dann, wenn 2 Punkt­rich­ter sich jeweils für den ande­ren Boxer als Sie­ger ent­schie­den haben und der 3. Punkt­rich­ter ein Unent­schie­den hat.

    Punktr. 1Punktr. 2Punktr. 3Punktr. 4Punktr. 5
    Wer­tung Rd. 110:99:109:1010:99:10
    Wer­tung Rd. 210:910:99:1010:99:10
    Wer­tung Rd. 310:910:910:810:910:9
    Sum­me:30:2729:2828:2830:2728:29
    Ent­schei­dung:RotRotUnent.RotBlau

    Das in der oben­ste­hen­den Tabel­le dar­ge­stell­te Punk­tur­teil wür­de als 3:1 Punkt­sieg für den Kämp­fer aus der roten Ecke bezeich­net wer­den. 3 Punkt­rich­ter hat­ten ihn als Sie­ger gese­hen, 1 Punkt­rich­ter hat­te den Sieg sei­nem Geg­ner aus der blau­en Ecke zuge­spro­chen. Der Punkt­rich­ter 3 hat­te ein Unent­schie­den gewer­tet, das in der Zusam­men­fas­sung 3:1 sozu­sa­gen entfällt.

    Was sind die Kri­te­ri­en, nach denen Punkt­rich­ter einen Kampf bewerten?

    Die Punkt­rich­ter sit­zen an allen Sei­ten des Box­rings und beur­tei­len jede Run­de abge­schlos­sen für sich. Der Sie­ger der Run­de erhält immer 10 Punk­te, der Ver­lie­rer der Run­de je nach dem Grad sei­ner Unter­le­gen­heit 9, 8 oder 7 Punk­te. Die Wer­tung erfolgt nach fol­gen­den Kriterien:

    1. Anzahl der vor­schrifts­mä­ßi­gen Wirkungstreffer
      Der Schlag ist dann vor­schrifts­mä­ßig, wenn er mit dem rich­ti­gen Teil des Hand­schuhs (Faust­vor­der­sei­te des Hand­schuhs) auf die eine erlaub­te Tref­fer­flä­che beim Geg­ner trifft (Vor­der­sei­te des Kör­pers und Kop­fes, die Arme zäh­len nicht). Der Schlag ist dann ein Wir­kungs­tref­fer, wenn man einen Effekt erken­nen kann oder ver­mu­ten muss (Anzei­chen: Z.B. geht der Kopf infol­ge des Schla­ges zurück. Hilfs­wei­se wird auch geschaut, ob der Schlag mit Schritt oder Kör­per­ro­ta­ti­on, also mit sicht­ba­rem Kör­per­ein­satz aus­ge­führt wurde.)
    2. Domi­nanz des Kämpfers
      Wel­cher Kämp­fer ist in der Lage, dem ande­ren sei­ne Tak­tik erfolg­reich auf­zu­zwin­gen? Wel­che Kämp­fer ist akti­ver? Wel­cher Kämp­fer domi­niert den Raum? Wel­cher Kämp­fer ist mehr im Vor­wärts­gang oder in der Ringmitte?
    3. Qua­li­tät der Angriffs- und Verteidigungshandlungen
      Wel­cher Kämp­fer zeigt die bes­se­ren und kom­ple­xe­ren Tech­ni­ken oder Kom­bi­na­tio­nen? Wel­cher Kämp­fer ist erfolg­rei­cher beim Ein­satz von Ver­tei­di­gungs­hand­lun­gen (Mei­den, Aus­wei­chen, Para­den, Blocks)? Wel­cher Kämp­fer kann Ver­tei­di­gungs­han­dun­gen erfolg­reich mit Gegen­an­grif­fen verbinden?
    Wann wird ein Kämp­fer angezählt?

    Wenn ein Kämp­fer durch Schlag­ein­wir­kung oder durch nach­las­sen­de Kraft und Aus­dau­er sei­ne Kampf- und Ver­tei­di­gungs­fä­hig­keit ver­liert, wird er angezählt.

    Der Ring­rich­ter unter­bricht dafür den Kampf mit einem »Stopp!«-Kommando und zählt im Sekun­den­takt bis »Acht«. Zeigt sich der ange­zähl­te Kämp­fer durch die­se kur­ze Pau­se wie­der kampf- und ver­tei­di­gungs­fä­hig, wird der Kampf fortgeführt.

    Ist er bei »Acht« in den Augen des Ring­rich­ters noch nicht wie­der fähig, den Kampf fort­zu­füh­ren, zählt der Ring­rich­ter bis »Zehn« wei­ter. Wenn bis »Zehn« gezählt wur­de, ist aus dem Anzäh­len ein Aus­zäh­len gewor­den und der Kampf endet mit einem KO.

    Im Lau­fe eines Kamp­fes kann nicht belie­big oft ange­zählt wer­den. Für bei­de Geschlech­ter gibt es in jeder Alters­klas­se zum Schutz der Sport­ler eine Rege­lung, wie oft maxi­mal ange­zählt wer­den darf. Ist dies erreicht, endet der Kampf mit dem Urteil RSC (Abkür­zung für »Refe­ree stops Contest«).

    Wann ist ein Kämp­fer KO?

    Ein Sieg durch »Nie­der­schlag« (meis­tens KO genannt) ist dann gege­ben, wenn ein Boxer durch Schlag­wir­kung sei­ne Kampf- oder Ver­tei­di­gungs­fä­hig­keit ver­lo­ren hat. Dies ist nicht erst gege­ben, wenn ein Boxer durch einen Schlag tat­säch­lich zu Boden geht. Auch ste­hen­de Boxer kön­nen kampf- oder ver­tei­di­gungs­un­fä­hig sein.

    Der Ring­rich­ter unter­bricht dann den Kampf mit einem »Stopp!« und beginnt im Sekun­den­takt zunächst bis 8 zu zäh­len. Der nicht ange­zähl­te Boxer muss wäh­rend des Anzäh­lens in einer neu­tra­len Ecke war­ten. Tut er das nicht oder nicht schnell genug, wird das Anzäh­len unter­bro­chen, bis er in der neu­tra­len Ecke ist.

    Ist durch das Anzäh­len die »8« erreicht, prüft der Ring­rich­ter, ob der betref­fen­de Boxer wie­der kampf­fä­hig ist. Ist dies gege­ben, wird der Kampf fort­ge­setzt. Ist dies nach Auf­fas­sung des Ring­rich­ters nicht gege­ben, zählt er bis »10« wei­ter. Bei »10« ist der betref­fen­de Boxer nun »aus­ge­zählt« und der Kampf somit durch KO entschieden.

    Der aus­ge­zähl­te Boxer wird immer ärzt­lich unter­sucht. Er erhält eine Sper­re und darf in den nächs­ten Wochen kei­ne Kämp­fe oder wett­kampf­na­hes Trai­ning (Spar­ring) machen. Eine Aus­nah­me hier­von ist nur bei KOs mög­lich, die durch Kör­per­tref­fer erzeilt wurden.

    Wel­che Auf­ga­ben haben die Kampfrichter?

    Kampf­rich­ter ist der Ober­be­griff für Ring­rich­ter und Punktrichter.

    Ist ein Kampf­rich­ter als Ring­rich­ter ein­ge­setzt, lei­tet er den Kampf im Ring. Er ist dem Schutz der Sport­ler ver­pflich­tet und sorgt für einen mög­lichst rei­bungs­lo­sen und regel­ge­rech­ten Ablauf des Kampfes:

    • Er kon­trol­liert vor dem Kampf die Wett­kampf­klei­dung und Wett­kampf­aus­rüs­tung der Sport­ler auf Voll­stän­dig­keit und Vorschriftsmäßigkeit.
    • Er belehrt vor dem Kampf die Sport­ler und lässt sie ein­an­der begrüßen.
    • Er lei­tet den Kampf und ermahnt oder ver­warnt bei Regelverstößen.
    • Er zählt bei Wir­kungs­tref­fern den betref­fen­den Boxer an (bis »Acht«) oder aus (bis »Zehn«).
    • Er kann Kämp­fe wegen zu gro­ßer Über­le­gen­heit oder Ver­let­zung abbre­chen und Sport­ler wegen fort­ge­setz­ter oder schwer­wie­gen­der Regel­ver­stö­ße disqualifizieren.
    • Er ver­kün­det das Urteil im Ring.

    Ist ein Kampf­rich­ter als Punkt­rich­ter ein­ge­setzt, sitzt er an einer der Sei­ten des Box­rings und bewer­tet er jede Run­de ein­zeln für sich. Er muss sich für einen der bei­den Kämp­fer als Gewin­ner der Run­de ent­schei­den. Der Gewin­ner bekommt für die gewon­ne­ne Run­de immer 10 Punk­te, der unter­le­ge­ne Boxer je nach dem Grad sei­ner Unter­le­gen­heit 9, 8 oder 7 Punkte.

    Wel­che Regel­ver­stö­ße kom­men häu­fi­ger vor?

    Die Wett­kampf­be­stim­mun­gen zäh­len 24 mög­li­che Regel­ver­stö­ße auf. Die häu­figs­ten Regel­ver­stö­ße sind jedoch:

    1. Kopf zu tief oder Kopfstoß
      Wer wäh­rend des Kamp­fes den Kopf zu tief oder zu weit in Vor­nei­gung hält, ris­kiert die Gefahr eines Kopf­sto­ßes. Kopf­stö­ße kön­nen zu Platz­wun­den füh­ren, die in der Regel zwar nicht sehr gefähr­lich sind, aber wegen der star­ken Blu­tun­gen häu­fig zum Kampf­ab­bruch führen.
    2. Innen­hand­schlag
      Der Geg­ner darf nur mit der Vor­der­sei­te des Box­hand­schuhs getrof­fen wer­den. Trifft der Schlag mit einem ande­ren Teil des Box­hand­schuhs auf, ist das eine Regelwidrigkeit.
    3. Abdre­hen
      Der Geg­ner darf nur an der Vor­der­sei­te des Ober­kör­pers ober­halb der Gür­tel­li­nie ange­grif­fen wer­den. Dreht ein Kämp­fer sich ab und wen­det er sei­nem Geg­ner den Rücken zu, unter­bin­det er damit unzu­läs­si­ger­wei­se den Kampf und begeht einen Regelverstoß.
    4. Spre­chen im Ring
      Spre­chen im Ring ist den Kämp­fern prin­zi­pi­ell nicht erlaubt. Nur wenn der Ring­rich­ter den Kampf unter­bricht und eine kur­ze klä­ren­de Fra­ge hat, dürf­te der Boxer spre­chen. In der Regel gibt es im lau­fen­den Kampf aber nur sehr sel­ten einen Anlass zu reden.
    5. Zahn­schutz­ver­lust
      Der Ver­lust des Zahn­schut­zes führt zwin­gend zu einer Unter­bre­chung des Kamp­fes: Der Zahn­schutz muss auf­ge­ho­ben wer­den, gerei­nigt und wie­der ein­ge­setzt wer­den. Sol­che Unter­bre­chun­gen sind aber uner­wünscht, weil sie den Ablauf eines Kamp­fes stö­ren oder aber auch erfolg­ver­spre­chen­de Aktio­nen des Geg­ners stop­pen können.
    Was ist eine Ermah­nung? Was eine Ver­war­nung? Wann erfolgt eine Disqualifikation?

    Begeht ein Kämp­fer im Lau­fe des Kamp­fes leich­te Regel­ver­stö­ße, so ermahnt ihn der Ring­rich­ter. Oft geschieht dies durch eine Bemer­kung des Ring­rich­ters im lau­fen­den Kampf, also ohne Unterbrechung.

    Wie­der­ho­len sich Regel­ver­stö­ße oder sind die Ver­stö­ße etwas gra­vie­ren­der, so wird der Ring­rich­ter den Kampf für die fäl­li­ge Ermah­nung kurz unter­bre­chen. Die Ermah­nung hat für die Wer­tung des Kamp­fes noch kei­ne Folgen.

    Bei fort­ge­setz­ten Regel­ver­stö­ßen oder noch schwer­wie­gen­de­ren Fouls bleibt es nicht bei der Ermah­nung. Der Ring­rich­ter wird (ggf. auch ohne vor­he­ri­ge Ermah­nung) den Boxer verwarnen.

    Im Gegen­satz zur Ermah­nung führt die Ver­war­nung am Ende des Kamp­fes zu einem Punkt­ab­zug für den betref­fen­den Kämp­fer. Dazu unter­bricht der Ring­rich­ter den Kampf und zeigt dem Boxer sowie dem Super­vi­sor mit einer Ges­te den Punkt­ab­zug und die Begrün­dung hier­für an.

    Eine Ver­war­nung kann knap­pe Kämp­fe durch­aus ent­schei­den, denn eine Run­de, die rein nach der kämp­fe­ri­schen Leis­tung z.B. mit 10:9 für den ver­warn­ten Boxer gewer­tet wor­den wäre, ist durch den Punkt­ab­zug fak­tisch egalisiert.

    Ver­war­nun­gen kön­nen nicht belie­big oft aus­ge­spro­chen wer­den. Die drit­te Ver­war­nung eines Boxers führt zwin­gend zu sei­ner Dis­qua­li­fi­ka­ti­on. Dabei spielt kei­ne Rol­le, ob er wegen unter­schied­li­cher oder glei­cher Regel­ver­stö­ße ver­warnt wur­de. Erkennt der Ring­rich­ter eine beson­ders gra­vie­ren­de Unsport­lich­keit, kann er den betref­fen­den Sport­ler auch sofort disqualifizieren.