Am 5. Dezem­ber 1920 wird in Ber­lin der »Deut­sche Reichs­ver­band für Ama­teur-Boxen« (DRfAB) gegrün­det, auf den sich die Nach­fol­ge­ver­bän­de des Box­sports his­to­risch bezie­hen. Schon am fol­gen­den Tag begin­nen die ers­ten Deut­schen Meis­ter­schaf­ten im Ama­teur­bo­xen: 36 Sport­ler aus 9 Ver­ei­nen kämp­fen vor 2000 Zuschau­ern um die Titel.

Die Grün­dung des Ver­ban­des und die Meis­ter­schaft set­zen wich­ti­ge Impul­se für die Ent­wick­lung des Box­sports. Vor allem in den Städ­ten kommt es zur Grün­dung vie­ler Box­ver­ei­ne. Allein in Ber­lin steigt ihre Zahl bin­nen eines Jah­res nach Grün­dung des DRfAB auf 24 an. 1933 zählt die Haupt­stadt schon 71 Boxvereine.

Der DRfABV ver­tritt den Box­sport jedoch in die­sen frü­hen Jah­ren nicht exklu­siv: Auch im Deut­schem Ath­le­tik-Sport-Ver­band (DASV) ist das Boxen in einer eige­nen Spar­te orga­ni­siert. Der DASV ver­tritt das Boxen auch im zustän­di­gen Reichsausschuss.

Der DRfAB erlangt die Vor­macht­stel­lung im Boxsport

Doch der DRfAB erweist sich als rüh­rig. Er orga­ni­siert Lehr­gän­ge für Sport­ler und Trai­ner und schließt sich dem inter­na­tio­na­len Ver­band FIBA (dem Vor­gän­ger der AIBA) an, um am inter­na­tio­na­len Sport­ver­kehr teil­neh­men zu kön­nen. Die Akti­vi­tät des neu­en Ver­ban­des ver­schafft ihm schritt­wei­se die Vor­macht­stel­lung im Boxsport.

1928 ent­sen­det der DRfAB erst­ma­lig Boxer zu Olym­pi­schen Spie­len. Der Halb­schwer­ge­wicht­ler Ernst Pis­tul­la (Gos­lar) kommt mit Sil­ber aus Ams­ter­dam zurück und holt damit die ers­te olym­pi­sche Medail­le für Deutschland.

Boxen im Nationalsozialismus

Unter der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Herr­schaft wird der DRfAB in DABV (Deut­scher Ama­teur-Box­ver­band) umbe­nannt, der nun dem Reichs­fach­amt unter­stellt ist. Wie in allen Sport­ver­bän­den gilt nun das »Füh­rer­prin­zip«: Funk­ti­ons­trä­ger wer­den nicht mehr aus den eige­nen Rei­hen gewählt, son­dern von oben bestimmt.

Einen nen­nens­wer­ten Wider­stand gegen die Gleich­schal­tung scheint es nicht gege­ben zu haben. Der Box­ver­band ver­hielt sich hier offen­bar nicht anders als ande­re Sport­ver­bän­de, deren Ver­hal­ten die ZEIT ein­mal so beschrieb: »Nach der Devi­se ›Bei­sei­te ste­hen heißt unter­ge­hen‹ erfüll­ten sie For­de­run­gen der neu­en Regie­rung, noch ehe sie gestellt wurden.«

Ful­da­er SA-Män­ner beim Boxen auf der Was­ser­kup­pe (Aus: 10 Jah­re Natio­nal­so­zia­lis­mus in Ful­da. Fest­schrift zur 10. Jah­res­fei­er der N.S.D.A.P. Ful­da, 1934, S. 44)

Auch im Box­stil ist ein Para­dig­men­wech­sel fest­zu­stel­len: Der beweg­li­che Tech­ni­ker und Sti­list kommt aus der Mode. Ein zeit­ge­nös­si­schen Arti­kel in der »Box-Sport« for­dert: »Nicht in der Nach­ah­mung des eng­li­schen oder ame­ri­ka­ni­schen Stils liegt das Heil unse­rer Box­zu­kunft, son­dern in einer immer stär­ke­ren Her­aus­ar­bei­tung unse­rer Wesens­art und unse­res boxe­ri­schen Sti­les aus ihr.«

Zur Ten­denz passt, dass die natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Füh­rung den Box­sport als Mit­tel sieht, eine wehr­haf­te und krie­ge­ri­sche Jugend zu erzie­hen. Vor die­sem Hin­ter­grund wird Boxen schon bald nach 1933 zum Teil des Schulsports.

Wie­der­be­ginn nach dem Kriegsende

Nach dem Ende des Zwei­ten Welt­krie­ges unter­sagt der alli­ier­te Kon­troll­rat zunächst das Ama­teur­bo­xen als »Wehr­sport«. Hin­ter ver­schlos­se­nen Türen wird jedoch bald schon wie­der trai­niert, bald auch wie­der legal. Allein in der fran­zö­si­schen Besat­zungs­zo­ne und in Ber­lin bleibt das Ver­bot jedoch noch eine län­ge­re Zeit bestehen ( bis 1947 bzw. 1948).

Es kommt bald zur Grün­dung regio­na­ler Box­ver­bän­de, die sich in der jun­gen Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land Ende 1949 auf natio­na­ler Ebe­ne zum »Deut­schen Ama­teur-Box-Ver­band« (DABV) zusam­men­schlie­ßen. Schon 1950 gelingt dem DABV die Auf­nah­me in die AIBA, dem neu­en Welt­ver­band des Ama­teur­bo­xens, der die FIBA inzwi­schen abge­löst hat.

1952 kann der DABV schon wie­der an den olym­pi­schen Spie­len in Hel­sin­ki teil­neh­men. Zu die­sem Zeit­punkt bemüht sich die »Sek­ti­on Boxen«, die den Box­sport in der DDR orga­ni­siert und ver­tritt, erst um die Auf­nah­me in der AIBA.

In den frü­hen Jah­ren der deutsch-deut­schen Tei­lung ist der box­sport­li­che Ver­lehr bei­der Staa­ten durch Merk­wür­dig­kei­ten geprägt: Auf der Ebe­ne der Ver­ei­ne gibt es durch­aus Kon­tak­te und Mann­schafts­ver­glei­che, auf der Ebe­ne der Ver­bän­de prä­gen jedoch Riva­li­tä­ten das Bild. Unter dem Druck des IOC müs­sen bei­de Ver­bän­de jedoch für die Olym­pi­schen Spie­le gemein­sa­me Mann­schaf­ten bil­den – zuletzt noch 1964 in Rom.

Zwei deut­sche Staa­ten, zwei poli­ti­sche Sys­te­me, zwei Box­ver­bän­de: In der DDR ver­trat der »DBV« den Box­sport, in der Bun­des­re­pu­blik der »DABV«. Bis 1964 trat man (nicht ganz kon­flikt­frei) bei Olym­pi­schen Spie­len noch mit gemein­sa­men Mann­schaf­ten und mit eige­ner Flag­ge an. 1990 (ach dem Fall der Mau­er) ver­ei­nig­ten sich die bei­den Verbände.

In der DDR ori­en­tiert sich der DBV zuneh­mend an den Stan­dards der sozia­lis­ti­schen Län­der. Die wach­sen­den box­sport­li­chen Erfol­ge des »Ost­blocks« sto­ßen eine Pro­fes­sio­na­li­sie­rung auch des west­deut­schen Box­sports an: Der DABV beschäf­tigt seit 1967 mit Die­ter Wem­hö­ner erst­mals einen haupt­amt­li­chen Chef­trai­ner. Mit Mann­schafts­meis­ter­schaf­ten (1970) und einer Box­bun­des­li­ga (1973) wer­den in der Bun­des­re­pu­blik zudem neue Wett­be­werbs­for­ma­te eta­bliert. Vor allem die Liga trifft auf ein gro­ßes öffent­li­ches Interesse.

Der stei­le Auf­stieg des Box­sports in der DDR

Die Erfol­ge der DDR las­sen das ost­deut­sche Boxen indes­sen immer öfter auf der inter­na­tio­na­len Büh­ne sicht­bar wer­den: Der DBV kann mit dem TSC-Tur­nier in Ber­lin (ab 1969) und dem Che­mie­po­kal in Hal­le (ab 1970) wich­ti­ge Tur­nie­re von hohem Renom­mee im inter­na­tio­na­len Wett­kampf­ka­len­der platzieren.

Medail­len­ge­win­ner des TSC-Tur­niers in Ber­lin 1989. (Bild: Bun­des­ar­chiv, Bild 183‑1989-0806–006 / Oberst, Klaus / CC-BY-SA 3.0)

Auch unter den Funk­tio­nä­ren der AIBA hat die DDR eine gewich­ti­ge Stim­me: Über meh­re­re Jahr­zehn­te wirkt der DBV-Ver­tre­ter Karl-Heinz Wehr in ver­schie­de­nen Gre­mi­en der AIBA mit und wird spä­ter ihr Chef­pu­bli­zist und Generalsekretär.

Die 1980er Jah­re sind schließ­lich die Hoch­zeit des DDR-Box­sports. Bei den Olym­pi­schen Spie­len in 1980 in Mos­kau (die aber von 35 west­li­chen Staa­ten wegen des Ein­mar­sches sowje­ti­scher Trup­pen in Afgha­ni­stan boy­kot­tiert wer­den) und 1984 in Los Ange­les schnei­den die Box­sport­ler der DDR sehr erfolg­reich ab. Bei den Euro­pa­meis­ter­schaf­ten 1989 in Athen set­zen sie sich im Medail­len­spie­gel gar vor die UdSSR an die Spitze.

Wie­der­ver­ei­ni­gung der bei­den deut­schen Boxverbände

Im Dezem­ber 1990 (ein gutes Jahr nach dem Fall der Mau­er) ver­ei­ni­gen sich die Box­ver­bän­de der DDR und der BRD unter dem Namen des west­deut­schen Ver­ban­des DABV. In ihm sind nun auf einen Schlag 800 Ver­ei­ne mit 64.000 Mit­glie­dern orga­ni­siert. Der Zuwachs ist aber nicht nur quan­ti­ta­tiv: Vor allem fal­len dem DABV viel Kom­pe­tenz und Erfah­rung zu.

Dabei ist jedoch allen bewusst, dass das Niveau der künf­tig zu erwar­ten­den staat­li­chen För­de­rung und gesell­schaft­li­chen Beach­tung nicht mit dem ver­gleich­bar sein wird, was man von der DDR gewohnt war: »Es war klar, dass Sub­stanz ver­lo­ren geht«, beschreibt der ehe­ma­li­ge DBV-Chef­trai­ner Hel­mut Ran­ze die dama­li­ge Ein­schät­zung. Doch zunächst zeigt sich der ver­ei­nig­te und ver­stärk­te neue DABV auf der inter­na­tio­na­len Wett­kampf­büh­ne schlagstark:

Schon beim ers­ten gemein­sa­men Start bei einem inter­na­tio­na­len Tur­nier in Mest­re stellt Deutsch­land 1991 drei Sie­ger sowie das erfolg­reichs­te Team. Im glei­chen Jahr wer­den Dari­usz Mich­al­c­zew­ski und Sven Ott­ke in Göte­borg Euro­pa­meis­ter; dazu kom­men sechs wei­te­re Medaillen.

In Syd­ney holen Mar­co Rudolph und Tors­ten May WM-Gold, und beim olym­pi­schen Tur­nier 1992 in Bar­ce­lo­na fah­ren deut­sche Boxer zwei Gold­me­dail­len, je ein­mal Sil­ber bzw. Bron­ze sowie den zwei­ten Platz in der Natio­nen­wer­tung ein. Der stei­le Auf­wärts­trend setzt sich 1994 beim Welt­cup in Bang­kok fort, wo die Staf­fel mit drei Mal Gold, drei Mal Sil­ber und zwei Mal Bron­ze noch vor Kuba Gesamt­sie­ger wird.

Bei der WM 1995 in Ber­lin erkämpft die Mann­schaft des DABV vor hei­mi­schen Publi­kum immer­hin noch 1 Gold‑, 1 Sil­ber- und 7 Bron­ze­me­dail­len. Das reicht zum 5. Platz in der Natio­nen­wer­tung, aber Rumä­ni­en, Bul­ga­ri­en, Russ­land und Kuba muss man vor­bei­zie­hen las­sen. Bei dar­auf fol­gen­den gro­ßen Wett­be­wer­ben (1999 die WM in Hous­ton, 2000 die Olym­pi­schen Spie­le in Syd­ney, 2001 die WM in Bel­fast) muss man inzwi­schen deut­lich »klei­ne­re Bröt­chen« backen als zu Beginn des Jahrzehnts.

Es macht sich bemerk­bar, dass die im Osten eta­blier­te Infra­struk­tur in Sachen Nach­wuchs­ar­beit und Spit­zen­för­de­rung im ver­ein­ten Deutsch­land so nicht erhal­ten wird. Nament­lich die Kin­der- und Jugend­sport­schu­len sowie etli­che Stütz­punk­te samt Plan­stel­len für Trai­ner wer­den nicht mehr fort­ge­führt. Zum ande­ren spielt der wach­sen­de Hun­ger des boo­men­den Pro­fi-Lagers eine Rol­le. Die Pro­mo­ter rekru­tie­ren immer häu­fi­ger – und immer frü­her – die bes­ten olym­pi­schen Boxer als neue TV-Helden.

Nach­dem die DDR 1965 schon Aus­rich­te­rin der Europ­meis­ter­schaf­ten gewe­sen war, gelang es dem wie­der­ver­eing­ten DABV 1995 die Welt­meis­ter­schaf­ten des olym­pi­schen Boxens nach Ber­lin zu holen. Der Deut­schen Bun­des­post war es eine Son­der­mar­ke wert.

Doch trotz der beschei­de­ner gewor­de­nen Rah­men­be­din­gun­gen gelin­gen immer wie­der Erfolge:

Im Sep­tem­ber 2009 erkämpft sich der Darm­städ­ter Jack Cul­cay-Keth in Mai­land den WM-Titel im Wel­ter­ge­wicht. Es ist das ers­te Gold für einen deut­schen Boxer seit 14 Jah­ren – und das letz­te bis heu­te. Vier Jah­re spä­ter gewin­nen Erik Pfei­fer und Aryak Maru­tyan bei der WM im kasa­chi­schen Alma­ty jeweils Bronze.

Beim olym­pi­schen Tur­nier 2016 in Rio kann Artem Haru­ty­u­n­yan nach 12 Jah­ren Ebbe end­lich wie­der eine olym­pi­sche Medail­le für die deut­sche Staf­fel gewin­nen (Bron­ze im Halb­wel­ter­ge­wicht), und bei den Welt­meis­ter­schaf­ten 2017 in Ham­burg sorgt Abass Baraou mit Bron­ze im Wel­ter­ge­wicht wenigs­ten für eine Medail­le des Gastgeberlandes.

Außer­dem haben längst auch die deut­schen Boxe­rin­nen inter­na­tio­na­les Niveau erreicht. Das beweist der WM-Tri­umph von Ornella Wah­ner bei der WM 2018 in Neu-Delhi. Im Feder­ge­wicht sicher­te sie sich den Spit­zen­platz auf dem Siegerpodest.

Bei der WM 2017 in Ham­burg (die zwei­te WM, die in Deutsch­land aus­ge­tra­gen wur­de) beleg­te Abass Barou (rechts) den drit­ten Platz. (Bild: AIBA)

Deut­sche Box­ge­schich­te in Schlaglichtern

Die Jah­re 1920 1932

bis 6.12.1920
Die ers­ten natio­na­len Meis­ter­schaf­ten nach dem Krieg fin­den zum Grün­dungs­kon­gress des Deut­schen Reichs­bun­des für Ama­teur­bo­xen (DRfAB) statt. Sie locken 36 Akti­ve in acht Gewichts­klas­sen und etwa 2000 Zuschau­er ins Krie­ger­ver­eins­Haus in Ber­lin-Mit­te. Als jüngs­ter Meis­ter erweist sich der Frei­bur­ger Schü­ler im Ban­tam­ge­wicht: Wie sich im Nach­hin­ein her­aus­stellt, ist er gera­de 14 Jah­re alt.

5.12.1921
Ber­lin gewinnt den von der Zeit­schrift »Box-Sport« ges­stif­te­ten ers­ten Län­der­po­kal durch den Sieg über eine Aus­wahl des West­deut­schen Ama­teur­box-Ver­bands (WABV) mit 10:6.

18.6.1922
Im ers­ten offi­zi­el­len Län­der­kampf gewinnt eine deut­sche Staf­fel in Wies­ba­den mit 12:4 gegen die Schweiz.

16. – 20.5.1927
Hel­le Freu­de im Ber­li­ner Sport­pa­last: Nach gründ­li­cher Vor­be­rei­tung räu­men die deut­schen Star­ter bei den 3. Euro­pa­meis­ter­schaf­ten gleich 7 Medail­len ab. Kurt Dal­chow (Ban­tam), Franz Düb­bers (Feder), Jakob Dom­gör­gen (Leicht) und Hein Mül­ler (Halb­schwer) gewin­nen jeweils Gold. Bri­ti­sche und spa­ni­sche Boxer sind aller­dings nicht unter den 53 Aktiven.

11.8.1928
In Ams­ter­dam neh­men deut­sche Boxer erst­mals an einem olym­pi­schen Box­tur­nier teil. Dabei gewinnt der 22-jäh­ri­ge deut­sche Meis­ter Ernst Pis­tul­la Sil­ber im Halb­schwer­ge­wicht (Nie­der­la­ge im Fina­le gegen Vic­tor Avend­a­no, ARG). Es ist die ers­te olym­pi­sche Medail­le für einen deut­schen Verband.

Die Jah­re 1933 1945

15.8.1936
Ers­tes olym­pi­sches Gold für einen deut­schen Boxer: Wil­ly Kai­ser aus Glad­beck gewinnt bei den natio­nal­so­zia­lis­tisch insze­nier­ten Spie­len in Ber­lin das Fina­le im Flie­gen­ge­wicht gegen Gavi­no Mat­ta (IT). Nach ihm wird auch der Wup­per­ta­ler Schwer­ge­wicht­ler Her­bert Run­ge durch Punkt­sieg über Guil­ler­mo Lovell (ARG) Olympiasieger.

20. – 25.1.1942
Beim dünn besetz­ten EM-Tur­nier in Bres­lau gewin­nen Fer­di­nand Raesch­ke (Wel­ter­ge­wicht) und Hein ten Hoff (Schwer­ge­wicht) ihre Kon­kur­ren­zen. Da nur Boxer aus neu­tra­len bzw. mit Nazi­deutsch­land ver­bün­de­ten Län­dern ein­ge­la­den wur­den, annul­liert die AIBA nach dem Krieg alle Resul­ta­te und Champions.

Die Jah­re 1946 1949

Das Ende des Zwei­ten Welt­kriegs führ­te mit der Ent­ste­hung zwei­er deut­scher Staa­ten auch zu einer getrenn­ten Ent­wick­lung des Box­sports. In der DDR war der DBV für den Box­sport zustän­dig, in der BRD der DABV. Nach der Wie­der­ver­ei­ni­gung schlos­sen sich bei­de Ver­bän­de 1990 zusam­men, der seit 2003 »Deut­scher Box­sport-Ver­band« (DBV) heißt.

1948
Im Wes­ten stei­gen zum August die ers­ten deut­schen Meis­ter­schaf­ten nach dem Krieg. An den Kon­kur­ren­zen in acht Limits kön­nen in Köln indes nur Akti­ve aus der eng­li­schen und ame­ri­ka­ni­schen Zone teil­neh­men. In der fran­zö­si­schen wie in der sowje­ti­schen Zone (SBZ) gilt offi­zi­ell noch ein Box­ver­bot. Die­ses wird in der SBZ zum 15.10. offi­zi­ell auf­ge­ho­ben (Fran­zö­si­sche Zone: Ende des Jahres).

1949
Die Staf­fel von Uni­on Hal­le wird ers­ter Mann­schafts­meis­ter der DDR, und in Erfurt wer­den vom 21. Bis zum 23.Oktober die ers­ten Ein­zel­meis­ter­schaf­ten ausgetragen.

Die Jah­re 1950 1959

31.1.1951
Der ers­te Län­der­kampf nach dem Krieg endet mit einem Remis: die Bun­des­re­pu­blik und Öster­reich tren­nen sich in Ber­lin 10:10.

21.10.1951
Ers­ter Län­der­kampf der DDR: Die Staf­fel des kürz­lich gegrün­de­ten DBV unter­liegt Bul­ga­ri­en in Sofia mit 8:12.

14. – 19.5.1951
Bei den Euro­pa­meis­ter­schaf­ten in Mai­land sind erst­mals wie­der deut­sche Star­ter (BRD) zuge­las­sen – und eine eigen­stän­di­ge Staf­fel des Saar­lands. Der Frank­fur­ter Her­bert Schil­ling gewinnt Gold im Halb­wel­ter­ge­wicht; Gün­ter Slad­ky aus Dors­ten (Mit­tel­ge­wicht) und Edgar Gor­gas aus Essen-Ste­e­le (Schwer­ge­wicht) holen Silber.

2.8.1952
Erst­mals nach dem Krieg nimmt wie­der eine deut­sche Staf­fel – die der Bun­des­re­pu­blik – am olym­pi­schen Box­tur­nier teil. In der Mes­se­hal­le von Hel­sin­ki gewin­nen Edgar Basel (Wein­heim) Sil­ber im Flie­gen- und Gün­ther Hei­de­mann (Ber­lin) Bron­ze im Wel­ter­ge­wicht. Drei Ath­le­ten aus dem Saar­land blei­ben ohne Medaille.

27.5. 5.6.1955
Bei den Euro­pa­meis­ter­schaf­ten in West-Ber­lin räu­men deut­sche Boxer aus Ost und West ins­ge­samt zehn Medail­len ab. Die DABV-Boxer Edgar Basel (Flie­gen­ge­wicht), Har­ry Kur­schat (Leicht­ge­wicht) und Erich Schöpp­ner (Halb­schwer­ge­wicht) gewin­nen Gold. Schöpp­ner punk­tet im deutsch-deut­schen Fina­le auch Ulrich Nit­sch­ke (Hal­le) aus.

1.12.1956
In Mel­bourne tritt zum ers­ten Mal eine gemein­sa­me deut­sche Staf­fel aus Ost und West beim olym­pi­schen Tur­nier an. Dabei steu­ert Ost mit Wolf­gang Beh­rendt (Ban­tam­ge­wicht) einmal
Gold und West mit Har­ry Kur­schat (West-Ber­lin) ein­mal Sil­ber bei. Seit­her gilt Beh­rendt als ers­ter Box-Olym­pia­sie­ger der DDR.

Die Jah­re 1960 1969

22. 29.5.1965
Zum ers­ten Mal rich­tet die DDR die Euro­pa­meis­ter­schaf­ten aus. In Ost-Ber­lin gewin­nen vier ihrer Hoff­nungs­trä­ger drit­te Plät­ze. Hans Frei­stadt (Flie­gen­ge­wicht) gewinnt im BRD-Trikot
Gold.

8.8.1966
Im Anlauf auf das olym­pi­sche Tur­nier in Mexi­ko City tritt erst­mals eine deut­sche Staf­fel (DDR) auf Kuba – und gewinnt in Hal­le mit 16:6.

26.10.1968
Am olym­pi­schen Tur­nier in Mexi­ko City erboxt Wel­ter­ge­wicht­ler Man­fred Wol­ke mit sei­nem Sieg über Joseph Bes­sa­la (Kame­run) die ers­te offi­zi­el­le Gold­me­dail­le einer DDR-Staf­fel. Gün­ther Mei­er (Schon­gau) gewinnt im Halb­mit­tel­ge­wicht Bron­ze für die BRD.

Die Jah­re 1970 1979

1970
Der PSV Ber­lin wird ers­ter Meis­ter der neu­en Box-Bun­des­li­ga in der Bundesrepublik.

10.9.1972
Einer kommt durch, als in Mün­chen um olym­pi­sche Medail­len geboxt wird: Halb­mit­tel­ge­wicht­ler Die­ter Kot­tysch (Ham­burg) kann im Fina­le auch Wies­law Rud­kow­ski (POL) nach Punk­ten besie­gen und holt damit das ers­te Gold für die Staf­fel der Bun­des­re­pu­blik. Bron­ze geht an Peter Tie­pold (DDR). Schwer­ge­wicht­ler Peter Hus­sing (BRD) schei­tert an Kubas Teó­fi­lo Ste­ven­son, gewinnt aber eben­falls Bronze.

28.5. 5.6.1977
Bei den Euro­pa­meis­ter­schaf­ten in Hal­le reg­net es Medail­len für deut­sche Star­ter. Drei Mal stei­gen Boxer aus der BRD, acht Mal DDR-Ath­le­ten aufs Trepp­chen. Ste­fan Förs­ter (Ban­tam­ge­wicht, Gera) und Richard Nowa­kow­ski (Feder­ge­wicht, Schwe­rin) erobern jeweils Gold. Alle Final­sie­ge gehen an Star­ter aus dem Ostblock.

5. 12.5.1979
Bei der EM in Köln räu­men ins­ge­samt sie­ben deut­sche Star­ter aus Ost und West Medail­len ab. Her­aus­ra­gend: Die Tur­nier­sie­ge von Ernst Mül­ler (Wel­ter­ge­wicht) und Peter Hus­sing (Super­schwer­ge­wicht).

Die Jah­re 1980 1989

20.7. – 2.8.1980
Beim olym­pi­schen Box­tur­nier in Mos­kau erzielt die DDR-Staf­fel in Abwe­sen­heit der USA, der BRD u.a. mit sechs Medail­len ihre bes­te Bilanz. Sie lan­det in der Natio­nen­wer­tung auf Platz 3 und stellt mit Rudi Fink (Frankfurt/Oder) den Tur­nier­sie­ger im Federgewicht.

4. 15.5.1982
Zum ers­ten Mal wer­den in Deutsch­land Welt­meis­ter­schaf­ten aus­ge­tra­gen. In Mün­chen fes­tigt die kuba­ni­sche Staf­fel mit fünf Sie­gen in 12 Limits ihre Aus­nah­me­stel­lung. Die DDRBo­xer holen ein­mal Sil­ber (Jür­gen Fang­hä­nel, Schwer­ge­wicht) und drei Mal Bron­ze. Für die Bun­des­re­pu­blik bleibt zwei Mal Bron­ze durch Man­fred Zielon­ka (Wel­ter­ge­wicht) und Peter Hus­sing (Super­schwer­ge­wicht).

20.11.987
Der ers­te deutsch-deut­sche Län­der­kampf zwi­schen der DDR und der Bun­des­re­pu­blik wird eine kla­re Ange­le­gen­heit. 5000 Zuschau­er in der aus­ver­kauf­ten Sport- und Kon­gress­hal­le in Ros­tock erle­ben das 20:4 der DDR über eine ersatz­ge­schwäch­te BRD-Staf­fel. Dabei gewinnt u.a. Hen­ry Mas­ke gegen Sven Ott­ke. Für die BRD punk­ten Rei­ner Gies und Mar­kus Bott.

17.9. 1.10.1989
In Mos­kau sichert sich Hen­ry Mas­ke (Frankfurt/Oder) das ers­te WM-Gold für einen deut­schen Boxer. Neben ihm drin­gen vier wei­te­re DDR-Ath­le­ten (Andre­as Zülow, Andre­as OƩo, Sieg­fried Meh­nert und Tors­ten Schmitz) bis ins Fina­le vor. Für den DABV holen Sven Ott­ke (Ber­lin) und Bert Teu­chert (Frei­burg) jeweils Bronze.

Die Jah­re 1990 1999

7. 8.12.1990
Revan­che in Bochum: Beim soge­nann­ten Wie­der­ver­ei­ni­gungs-Län­der­kampf besiegt die Staf­fel des DABV (West) die aus dem Osten (DBV) mit 16:8. Andern­tags unter­zeich­nen Ver­tre­ter bei­der Ver­bän­de den Eini­gungs­ver­trag über die Zusammenführung.

15. 23.11.1991
Beim ers­ten Start einer gesamt­deut­schen Staf­fel an einem WM-Tur­nier erobern mit Mar­co Rudolph (Leicht­ge­wicht) und Tors­ten May (Halb­schwer­ge­wicht) in Syd­ney gleich zwei deut­sche Star­ter Gold. Andre­as Otto (Wel­ter­ge­wicht) und Tors­ten Schmitz (Halb­mit­tel­ge­wicht) run­den das posi­ti­ve Bild ab. Das neue Poten­zi­al hat sich schon bei der EM in Göte­borg mit zwei­mal Gold (Sven Ott­ke, Dari­usz Mich­al­c­zew­ski), vier­mal Sil­ber und zwei­mal Bron­ze angedeutet.

26.7. 9.8.1992
Gleich zwei deut­sche Tur­nier­sie­ger bei Olym­pia 1992: Tors­ten May (Halb­schwer­ge­wicht) und Andre­as Tews (Feder­ge­wicht) holen in Bar­ce­lo­na Gold. Mar­co Rudolph (Leicht) gewinnt Sil­ber, Jan Quast (Halb­flie­gen­ge­wicht) Bron­ze. Damit belegt die DABV-Sta­fel in der Medail­len­wer­tung den 2. Platz hin­ter Kuba.

Juni 1994
Plötz­lich die Nr. 1: Beim Welt­cup in Bang­kok erhält die DABV-Staf­fel aus der Hand von Kron­prinz Maha Vaji­ralong­korn den Pokal für die erfolg­reichs­te Mann­schaft. Die deut­schen Star­ter kön­nen sechs von sie­ben kuba­ni­schen Geg­nern aus dem Weg räu­men, gewin­nen 33 von 41 Ver­glei­chen und stel­len in Falk Hus­te (Feder­ge­wicht), Mar­co Rudolph (Leicht­ge­wicht) und Oktay Urkal (Halb­wel­ter­ge­wicht) gleich drei Turniersieger.

Mai 1995
Zum zwei­ten Mal ist Deutsch­land Gast­ge­ber eines WM-Tur­niers (6.–14.5. in Ber­lin) – und darf sich am Ende über acht Mal Bron­ze, Sil­ber durch Luan Kras­ni­qi (Rott­weil) und Gold durch
Zol­tan Lun­ka (Hal­le) freu­en. Auf dem DABV-Ver­bands­tag in Duis­burg votiert eine Mehr­heit der Dele­gier­ten (337:269) dafür, das Start­ver­bot für Frau­en aufzuheben.

Die Jah­re 2000 2009

10. 14.4.2001
Bei den ers­ten Euro­pa­meis­ter­schaf­ten im nord­fran­zö­si­schen Saint-Amand-les-Eaux gewinnt Dag­mar Koch mit Sil­ber die ers­te inter­na­tio­na­le Medail­le für eine deut­sche Boxerin.

Dezem­ber 2003
In Meppen im Ems­land stei­gen die ers­ten Inter­na­tio­na­len Deut­schen Meis­ter­schaf­ten der Ama­teur­bo­xe­rin­nen. Zu den Sie­ge­rin­nen gehö­ren spä­te­re Titel­trä­ge­rin­nen der Pro­fis wie Ina Men­zer und Ale­sia Graf.

1. 12.9.2009
Bei den Welt­meis­ter­schaf­ten in Mai­land holt Jack Cul­cay-Keth die bis dato letz­te Gold­me­dail­le für einen deut­schen Aktiven.

Die Jah­re 2010 2019

2011/2012
Zur zwei­ten Sai­son der World Boxing Series nimmt mit den Leip­zig Leo­pards erst­mals ein deut­sches Team an der pro­fi­ähn­lich auf­ge­zo­ge­nen Wett­be­werbs-Serie der AIBA teil. Die Raub­kat­zen von Chef­trai­ner Silaghi schlie­ßen die Grup­pe B auf dem 4. Platz ab und schei­tern im Vier­tel­fi­na­le an Dyna­mos Moscow (0:5, 0:5).

25.8. 2.9.2017
22 Jah­re nach den Titel­kämp­fen in Ber­lin fin­det wie­der ein WM-Tur­nier in Deutsch­land statt. In der Sport­hal­le Ham­burg kämp­fen 243 Akti­ve aus 75 Natio­nen um die Medail­len. Kubas Staf­fel stellt gleich sie­ben Fina­lis­ten; fünf von ihnen holen Gold. Im Wel­ter­ge­wicht ret­tet die Bron­ze­me­dail­le von Abass Baraou (Ober­hau­sen) die Ehre des Aus­rich­ters DBV.

23.11.2018
Ornella Wah­ner (Feder­ge­wicht) erkämpft in New Delhi das ers­te WM-Gold für eine deut­sche Boxerin.

6. 21.8.2016
Viel geht nicht aus deut­scher Sicht beim olym­pi­schen Tur­nier in Rio de Janei­ro. Immer­hin holt Artem Haru­ty­u­n­yan (Ham­burg) im Halb­wel­ter­ge­wicht Bron­ze. Es ist die ers­te olym­pi­sche Medail­le eines deut­schen Star­ters seit 12 Jahren.