Zu den öffent­li­chen Vor­wür­fen von Sarah Scheu­rich u.a. gegen den Deut­schen Boxsport-Verband

Eine Stellungnahme des Deutschen Boxsport-Verbandes

In jüngs­ter Zeit wer­den in ver­schie­de­nen Medi­en und sozia­len Netz­wer­ken ver­mehrt unhalt­ba­re Vor­wür­fe auf­ge­grif­fen und ver­brei­tet, die von der ehe­ma­li­gen P‑Ka­der-Boxe­rin Sarah Scheu­rich gegen den Ver­band und sei­ne Ent­schei­dungs­trä­ger erho­ben wer­den. Etwa­ige juris­ti­sche Schrit­te dage­gen behal­ten wir uns aus­drück­lich vor.

Dar­über hin­aus sind wir ver­wun­dert, dass die­se Behaup­tun­gen in eini­gen Fäl­len voll­kom­men unkri­tisch, d.h. ohne jede Nach­fra­ge kol­por­tiert wer­den. Dies ent­spricht nicht dem jour­na­lis­ti­schen Gebot der seriö­sen, sau­be­ren Recher­che. Des­halb möch­ten wir an die­ser Stel­le die Zusam­men­hän­ge für Sie erläu­tern und wie folgt Stel­lung beziehen.

Frau Scheu­rich behaup­tet, wegen kri­ti­scher Äuße­run­gen über den Ver­band, ins­be­son­de­re nach den Coro­na-Fäl­len im Anschluss an ein Trai­nings­camp in Längenfeld/Österreich (Sep­tem­ber 2020), aus dem P‑Kader des DBV eli­mi­niert wor­den zu sein. Sie stellt die­se Ent­schei­dung als einen Akt der per­sön­li­chen Revan­che durch Sport­di­rek­tor Micha­el Mül­ler dar.

Tat­säch­lich wur­de Sarah Scheu­rich wegen man­geln­der inter­na­tio­na­ler Per­spek­ti­ven in ihrer Gewichts­klas­se und sta­gnie­ren­der bzw. rück­läu­fi­ger Leis­tun­gen aus dem P‑Kader genom­men. Die­se Ent­schei­dung folgt der ein­hel­li­gen Emp­feh­lung des kom­plet­ten Trai­ner­teams sowie des Leis­tungs­dia­gnos­ti­kers. Über­dies war Frau Scheu­rich zuletzt lei­der kaum noch in der Lage, bei unse­ren Trai­nings­maß­nah­men den kom­plet­ten Zyklus zu absolvieren.

Nach ihrer Nie­der­la­ge in der natio­na­len DBV-Olym­pia­qua­li­fi­ka­ti­on gegen Iri­na Schön­ber­ger (Ende 2019) gab es für Sarah Scheu­rich im Grun­de auch kei­ne Per­spek­ti­ve mehr für das olym­pi­sche Tur­nier in Tokyo. Den­noch setz­te sich Sport­di­rek­tor Micha­el Mül­ler für ihren Ver­bleib im P‑Kader ein, nach­dem Frau Schön­ber­ger wegen einer Schwan­ger­schaft inak­tiv wur­de. Im Anlauf zur Qua­li­fi­ka­ti­on für das dies­jäh­ri­ge olym­pi­sche Tur­nier ver­lor Frau Scheu­rich dann ein­deu­tig zwei Ver­glei­che mit der ehe­ma­li­gen Pro­fi­bo­xe­rin Chris­ti­na Ham­mer. Des­halb ent­sand­te der DBV statt ihrer Frau Ham­mer zum Qua­li­fi­ka­ti­ons­tur­nier in Paris. Die­ses Aus­wahl­ver­fah­ren war so ange­kün­digt und besprochen.

Frau Scheu­rich erweckt wei­ter den Ein­druck, dass der DBV Frau Ham­mer für ihre Rück­kehr zum olym­pi­schen Boxen beson­de­re finan­zi­el­le Zuwen­dun­gen aus eige­nen Mit­teln ver­spro­chen habe. Dies ist nicht der Fall. Frau Ham­mer hat von den Part­nern des Ver­ban­des ledig­lich die allen Athlet*innen zuste­hen­de Unter­stüt­zung erhal­ten. Die­se endet zum 30. Sep­tem­ber 2021.

Auch haben die Ver­ant­wort­li­chen des DBV zu kei­ner Zeit Druck auf Frau Scheu­rich aus­ge­übt, trotz beein­träch­tig­ter Gesund­heit bzw. Fit­ness bei Wett­kämp­fen zu star­ten. Das ver­bie­tet schon das längst instal­lier­te Sys­tem prä­ven­ti­ver, medi­zi­ni­scher Kon­trol­len bis hin zu neu­es­ten, neu­ro­lo­gi­schen Unter­su­chun­gen. Die­ses Sys­tem neh­men unse­re Ver­bands­ärz­te sehr genau.

Frau Scheu­rich erweckt durch ihre Äuße­run­gen auch den Ein­druck, sie wer­de in sozi­al unver­ant­wort­li­cher Art und Wei­se rigo­ros aus­sor­tiert. Tat­säch­lich war sie bis jetzt über acht Jah­re hin­weg durch die Bun­des­wehr abgesichert. 

Nun erhält sie dank des Berufs­för­de­rungs­diens­tes (BFD) der Bun­des­wehr noch drei wei­te­re Jah­re eine För­de­rung in Höhe von 75% des letz­ten Gehalts, in denen sie sich ohne öko­no­mi­schen Druck eine neue, beruf­li­che Per­spek­ti­ve schaf­fen kann. Dass sie damit nicht schon begon­nen hat, wie von unse­rer Sei­te in meh­re­ren Gesprä­chen ange­bo­ten (und von ande­ren Akti­ven vor­ge­lebt), liegt nicht in unse­rer Verantwortung.

Im Übri­gen hat der Ver­band ent­ge­gen Frau Scheu­richs Dar­stel­lun­gen im erwähn­ten Trai­nings­camp in Län­gen­feld auch kei­ne »Kör­per­ver­let­zung« began­gen. Eine gründ­li­che Auf­ar­bei­tung der dort ver­ur­sach­ten Covid-19-Anste­ckun­gen hat kein schuld­haf­tes Ver­ge­hen bei der Orga­ni­sa­ti­on fest­ge­stellt. Mit die­sem Ergeb­nis wur­de der DBV nach Vor­la­ge und Prü­fung des Berichts vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um des Innern, vom Deut­schen Olym­pi­schen Sport­bund (DOSB) sowie von sei­nen eige­nen Lan­des­ver­bän­den von jeg­li­chem Ver­dacht der Fahr­läs­sig­keit ent­las­tet. Selbst­ver­ständ­lich hat der Ver­band auch nicht das gerings­te Inter­es­se dar­an, sei­ne bes­ten Akti­ven gesund­heit­lich zu schwächen.

Wir bedau­ern, dass Frau Scheu­rich ihre Kri­tik in die­sem wie in ande­ren Punk­ten nie gegen­über unse­rem Füh­rungs­team, son­dern stets nur in den sozia­len Netz­wer­ken bzw. gegen­über aus­ge­wähl­ten Jour­na­lis­ten geäu­ßert hat. Im Unter­schied zu ihren Behaup­tun­gen pflegt der DBV eine offe­ne, demo­kra­ti­sche Ver­bands­kul­tur und respek­tiert sei­ne Akti­ven eben­so wie sämt­li­che Funktionsträger*innen. Gleich­wohl wer­den wir zusam­men mit unse­ren Aktivensprecher*innen und allen Athlet*innen wei­ter dar­an arbei­ten, die Kom­mu­ni­ka­ti­on auf allen Ebe­nen zu optimieren.

Wir wer­den aber auch künf­tig nicht zulas­sen, dass ein­zel­ne Trai­ner des DBV von Akti­ven bzw. ihren Eltern oder sonst jemand aus dem Umfeld per­sön­lich unter Druck gesetzt wer­den, so wie in die­sem Fall gesche­hen. Nähe­re Details dazu möch­ten wir Frau Scheu­rich und ihrer Fami­lie im eige­nen Inter­es­se ersparen.

Wir hof­fen, mög­lichst vie­le Inter­es­sier­te mit die­ser Stel­lung­nah­me in Kennt­nis set­zen zu kön­nen, und sind für etwa­ige Rück­fra­gen jeder Zeit ansprechbar.