Gewichtsklasse bis 81 kg
- Abu-Lubdeh Abdulrahman ist 1994 geboren und trainiert am Bundesstützpunkt Berlin.
- In dieser Gewichtsklasse hat der DBV zwei Olympiakandidaten: Neben Abu-Lubdeh Abdulrahman außerdem noch Ibragim Bazuev. Nur einer kann sich aber für Tokyo qualifizieren.
- Der DBV wird einen der beiden zum Weltqualifikationsturnier entsenden, um in dieser Gewichtsklasse die letzte Qualifikationschance für Tokyo zu nutzen.
Das Athletenportrait
Wer ihn fragt, ob er Freude daran hätte, in Gedanken gegen sich selbst in den Ring zu steigen, bekommt postwendend eine Antwort: »Auf keinen Fall!« Das können die sportlichen Gegner von Abdulrahman Abu-Lubdeh sehr gut nachvollziehen. Der hochaufgeschossene Berliner mit palästinensischen Vorfahren (1,92 Meter) ist im Halbschwergewicht fast immer am längeren Hebel, was die Reichweite betrifft. Überdies ist er Rechtsausleger und wegen seines unorthodoxen Stils kaum auszurechnen. Wer da etwas ausrichten will, braucht in seinen eigenen Worten schon »einen ordentlichen Hammer und ordentliche Kondition, oder viel Schnelligkeit«.
Rechtsausleger mit Reichweite
»Eklig« zu sein ist im Boxen eben eine hohe Auszeichnung, die einer sich erstmal verdienen muss. Ein Glückspilz hingegen war der 26- jährige nicht immer. Nacheinander von Dirk Käsebier und Mike Hanke trainiert, konnte der U17- und U19-Meister zwar schon mit 22 deutscher Meister der Elite werden. Danach wurde er jedoch ein paar Mal ausgebremst. Im Frühjahr 2017 wurde bei ihm ein Abszess im Gehirn lokalisiert, das sah nach einem frühen Karriere-Ende aus. Nach einem Laser-Eingriff und längerer Nachbehandlung war Abu-Lubdeh, dessen Vater als HNO-Arzt praktiziert, jedoch bald beschwerdefrei. Und schaffte es, verlorenen Boden gutzumachen, wie er zuletzt mit dem Sieg beim Cologne-Cup 2019 bewies.
Durch Verschiebung der Spiele wieder im Spiel
Anfang 2020 geriet der Hoffnungsträger in Schwerin dann in ein Scharmützel mit drei jungen Syrern, die ihn bedrohten. Das Resultat war ein gebrochener Knochen an der Schlaghand, zwei Operationen und der zwangsläufige Verzicht auf die Teilnahme am olympischen Qualifikationsturnier in London. Der Frust darüber wurde durch die Verschiebung der Spiele weitgehend kompensiert. »Corona hat mich so’n bisschen gerettet«, sagt er. »Die Zeit, die ich dadurch bekommen habe, hat mir richtig geholfen.« Schließlich ist er davon überzeugt, »dass es für mich noch sehr viel Potenzial zur Verbesserung gibt.«
Start mit 14
»Die glitzernden Hosen, die explosiven Hände, die eleganten Bewegungen«: Es war vor allem die coole Oberfläche des Profiboxens, die den 14-jährigen gereizt hat. Also sprach er auf der Suche nach »etwas, wo ich meine Energie rauslassen konnte«, in T‑Shirt und Turnhose bei Eintracht Berlin vor. Das man ihm bald größeres Talent nachsagte, hat ihn zusätzlich motiviert. So hat er das »immer weiter durchgezogen« und blickt nun, plötzlich wieder ein Kandidat für Tokio, dankbar zurück.
»Die Turniere, die Reisen, die Kämpfe: Mir hat der Sport sehr viel gegeben«, sagt er. Und: »Man lernt sehr viel von anderen, und man lernt sich selbst viel besser kennen… Man weiß dann zum Beispiel, was man schaffen kann, wenn man wirklich will. Denn es geht nicht so sehr um Muskelkraft – du musst auch mental richtig stark sein.«