Gewichtsklasse bis 75 kg
- Andrej Merslyakov ist 1996 geboren und trainiert am Bundesstützpunkt Heidelberg.
- In dieser Gewichtsklasse hat der DBV drei Olympiakandidaten: Neben Andrej Merslyakov außerdem noch Silvio Schierle und Kevin Boakye-Schumann. Nur einer kann sich aber für Tokyo qualifizieren.
- Der DBV wird einen der drei zum Weltqualifikationsturnier entsenden, um in dieser Gewichtsklasse die letzte Qualifikationschance für Tokyo zu nutzen.
Das Athletenportrait
Es ist einfach ein schöner Sport. Da sind zwei Mann in einem Ring, und jeder versucht, den anderen zu übertrumpfen. Das ist ein richtiger Machtkampf, eine Spannung zwischen zwei Männern. Und im Endeffekt mache ich es, weil ich das liebe: Reingehen und viele Kombinationen bringen, einen schönen Kampf zeigen, sodass die Leute mit offenem Mund zuschauen – und natürlich gewinnen …«
Boxen im Vorwärtsgang
Andrej Mersljakov spricht und boxt im Vorwärtsgang. Die Angriffslust schwingt immer mit, wenn er von der Faszination seines Sports erzählt. Aber auch die Begeisterung für das »Mind Game«, das dahintersteckt. Es braucht ja mehr als einen guten Punch, um so ein Ringduell zu entscheiden: »Im Boxen schlägt jeder hart, aber du musst erstmal treffen. Musst genau gucken, strukturieren und dann deinen Gegner festnageln.«
Eine robuste Natur hat der Bayer mit russischen Vorfahren von Beginn an mitgebracht – sein allererstes Ringduell gewinnt er als 13- Jähriger durch k.o. Die richtigen Finessen erwirbt er dann unter dem Dach des BC Amberg. Dort lernt er, dass ein erfolgreicher Kampf auch das Ergebnis eines Teamworks zwischen Aktivem und Trainer ist: »Es gibt immer einen Mann dahinter, der dich steuert, wie mit einer Remote Control, und versucht, all seine Erfahrungen in diesen einen Athleten reinzubringen…«
Auf nationaler Spitzenebene angekommen
Mut und Geschick machen den ausgebildeten Sport- und Fitnessbetriebswirt mit 21 zum bayerischen Meister und lassen ihn fast zeitgleich in die nationale Elite im Mittelewicht aufsteigen. Fortan kann er beim Training im Heidelberger Bundesleistungsstützpunkt sowie im Trikot der Bundesliga-Staffel von BSK Hannover-Seelze wertvolle Erfahrungen sammeln. Der Sieg beim Turnier im nordböhmischen Úsơ nad Labem (2018) bestätigt, dass er auch internationale Perspektiven hat.
Nun will Mersljakov ausloten, wie weit die Reise gehen kann. Die Probleme mit einer zeitweisen Sehbehinderung sind ausgeräumt; also kann er an den letzten paar Prozenten feilen, die ihm hier und da noch fehlen. Der Anspruch an sich selbst ist ja gestiegen. »Wenn ich irgendwo hinfahre und ohne Medaille zurückkomme, muss ich etwas ändern«, sagt er, »denn dann habe ich etwas nicht richtig gemacht.«
Das Ziel ist nun die Weltspitze
Und das nächste Ziel? »Das, was jeder will: Zu den olympischen Spiele und da den Sieg holen.« Dafür ist er bereit, seine Frau, eine ehemalige Boxerin, sowie den einjährigen Sohn so oft es sein muss allein zu lassen – und noch mehr und noch mehr zu investieren. »Wenn du etwas erreichen willst, musst du Blut, Schweiß und Tränen vergießen«, sagt Mersljakov. »Anders kommst du nicht voran … Ich liebe es ja, mich anzustrengen, und ich liebe es, dann Erfolge mitzunehmen.«