Gewichts­klas­se bis 52 kg

  • Ham­za Tou­ba ist 1991 gebo­ren und trai­niert am Bun­des­stütz­punkt Heidelberg.
  • Beim euro­päi­schen Qua­li­fi­ka­ti­ons­tur­nier in Lon­don schied er aus, noch bevor die­ses coro­nabe­dingt abge­bro­chen wurde.
  • Gege­be­nen­falls hat er noch die Chan­ce, beim Welt­qua­li­fi­ka­ti­ons­tur­nier ein Ticket für Tokyo lösen zu können.

Das Ath­le­ten­por­trait

Ein Jahr­zehnt in der inter­na­tio­na­len Eli­te, sechs deut­sche Meis­ter­schaf­ten, über 200 Ver­glei­che ins­ge­samt: Im A‑Kader des DBV ver­fügt aktu­ell kei­ner über mehr Ring-Rou­ti­ne als Ham­za Tou­ba. Die 29-jäh­ri­ge »Flie­ge« aus dem Erft­kreis Neuss, inzwi­schen längst ein Hei­del­ber­ger Mensch, könn­te sich nach etli­chen Ach­tungs­er­fol­gen (z.B. Bron­ze bei den Euro­pa­spie­len 2015 in Baku) ent­spannt zurücklehnen. 

Der Rou­ti­nier im deut­schen Team

Viel bleibt nicht mehr zu bewei­sen, »und in gewis­ser Wei­se bin ich manch­mal auch stolz auf mich«, sagt er in sei­ner offe­nen, kom­mu­ni­ka­ti­ven Art. Zwi­schen den Zei­len hört man jedoch noch etwas ande­res her­aus. »In gewis­ser Wei­se« bzw. »manch­mal«, das lässt ja noch eini­ges offen, und der reflek­tier­te Ath­let weiß selbst am bes­ten, was das ist. »Ich boxe die Bes­ten, gewin­ne dabei auch mal«, zieht er Zwi­schen­bi­lanz, »aber ich bin auch öfter knapp an etwas vorbeigeschrammt.«

Olym­pia als ulti­ma­ti­ves Ziel

Das hält das Feu­er in ihm wach für die hohen Run­den – und ulti­ma­ti­ve Zie­le, um die er, der Akti­ven­spre­cher, nicht lan­ge her­um­re­det. Bis dato fehlt ja »ein Fina­le bei einer EM oder WM, oder eben bei Olym­pia«. Abge­run­det oder unvoll­endet: Der trai­nings­flei­ßi­ge Dau­er­quirl (»Es macht mir Spaß, ich weiß, ich kann das!«) will und wird es jetzt für sich her­aus­fin­den. Mut machen ihm dabei zwei per­sön­li­che Vor­bil­der, die er auch wegen ihrer Cou­ra­ge schätzt. Muham­mad Ali war 32, als er zum zwei­ten Mal Cham­pi­on wer­den konn­te – sowie 36 beim drit­ten Mal. Und dann ist da noch Alex­an­der Lebs­jak, Sohn eines rus­si­schen Gru­ben­ar­bei­ters aus Donezk, der nach einer Tumor-Erkran­kung zurück­kam, um 2000 in Syd­ney, mit 31, tat­säch­lich Gold im Halb­schwer­ge­wicht zu erobern

Als Kind vom Rin­gen zum Boxen

Tou­ba selbst beginnt als Sechs­jäh­ri­ger mit dem Rin­gen, bevor es ihn vier Jah­re spä­ter unwei­ger­lich zum Boxen zieht. Der Wech­sel aufs Sport­in­ter­nat in Hei­del­berg bedeu­tet für den 14-Jäh­ri­gen nicht zuletzt: Mehr Wett­be­werb, mehr Prü­gel. »Aber irgend­wann merkst du, der ande­re trifft dich nicht mehr so oft, dann kaum noch«, erin­nert er, »und irgend­wann hast du ihn über­holt …« Es fol­gen ers­te Ein­sät­ze in der 3. und 2. Bun­des­li­ga, zuletzt für Hanau, ein drit­ter Platz bei der U22-EM und drei span­nen­de Jah­re in der World Series of Boxing, die er »ziem­lich cool« fand – und manch­mal vermisst.

Kari­ta­ti­ves Enga­ge­ment mit eige­nem Verein

Heu­te zählt für den Sohn marok­ka­ni­scher Zuwan­de­rer vor allem Olym­pia in Tokio — aber auch der gemein­nüt­zi­ge Ver­ein »Herz­schlag – gemein­sam gewin­nen«, den er mit Gat­tin Pinar, frü­her akti­ve Boxe­rin, gegrün­det hat. Der orga­ni­siert ein­mal im Jahr eine Ver­an­stal­tung, deren Erlö­se an kari­ta­ti­ve Zwe­cke geht. So wie beim Län­der­kampf zwi­schen der deut­schen und der iri­schen Box­staf­fel in Hei­del­berg (2018): Die Ein­nah­men von 700 Zuschau­ern gin­gen an die städ­ti­sche Kin­der­kli­nik. »Ich fah­re auf dem Weg zum Trai­ning immer wie­der an die­sem glä­ser­nen Gebäu­de vor­bei«, erklärt Tou­ba. »Da kam mir der Gedan­ke: War­um nicht mal etwas zurück­ge­ben? Ich wer­de ja auch seit vie­len Jah­ren gefördert.



Das gesam­te Team des DBV für die Olym­pi­schen Spie­le in Tokyo: