Gewichtsklasse bis 81 kg
- Ibragim Bazuev ist 1994 geboren und trainiert am Bundesstützpunkt Köln.
- Beim europäischen Qualifikationsturnier im März 2020 in London schied er mit einer Niederlage aus dem Wettbewerb aus, bevor er coronabedingt abgebrochen wurde.
- In dieser Gewichtsklasse hat der DBV jedoch zwei Olympiakandidaten: Neben Ibragim Bazuev außerdem noch Abdulrahman Abu-Lubdeh.
- Der DBV wird einen der beiden zum Weltqualifikationsturnier entsenden, um in dieser Gewichtsklasse die letzte Qualifikationschance für Tokyo zu nutzen.
Das Athletenportrait
Gäbe es ein eigenes WM-Turnier in der Disziplin, den gegnerischen Boxer ins Leere laufen und schlagen zu lassen: Ibragim Bazuev hätte bestimmt schon ein paar Mal Gold für die DBV-Staffel geholt. Der 26-jährige Sportsoldat hat ein begnadetes Gefühl für die richtige Distanz. Er beherrscht im Ring alle Meidbewegungen, um seine Widersacher maximal zu frustrieren, und löst seine Aufgaben bevorzugt mit lässig herabhängender Deckung. Dazu braucht einer nicht nur hervorragende Augen und Reflexe, sondern auch »Eier«, wie er selbst betont. Man könnte auch sagen: Hier ist einer mit ganz viel Anlagen und gehörig Mut unterwegs.
Meister des Distanzgefühls
Dass der Sohn von Zuwanderern aus dem vielsprachigen Dagestan (Kaukasus) einstweilen noch keine feste Größe im Halbschwergewicht ist, hat mit anderen Faktoren zu tun. Manchmal lässt er sich von weniger begabten Fleißboxern in die Defensive drängen. Manchmal hat er die Punktrichter in engen Duellen nicht auf seiner Seite. Und manchmal steht ihm einfach Julio César La Cruz gegenüber, der kubanische Olympiasieger und vierfache Weltmeister. So wie bei der WM 2017 in Hamburg, als beider Wege sich schon im Viertelfinale kreuzten. Oder 2019, beim Finale des internationalen Turniers in Usti nad Labem, das Bazuev zwei Jahre zuvor gewinnen konnte.
Olympia-Finale gegen La Cruz?
Die Faustfecht-Performance von Usti war nicht nur für DBV-Trainer Valentin Silaghi »eine Werbung für das olympische Boxen«, und den Unterlegenen hat sie eher ermutigt. »In Tokio ist er dran«, legte sich Bazuev in Richtung des Kubaners hinterher fest. Fast drei Jahre nach einem Riss der Achillessehne, der ihn zwischenzeitlich bremste, peilt der eigenwillige Charakter nun entschlossen die erfolgreiche Qualifikation für Olympia an. Sein erklärtes Motiv: »Ich will allen zeigen, wie gut ich bin.«
Hamburger Wurzeln
Die Gegner mit überlegener Technik zu dominieren: Den Impuls hat schon der 13-jährige Bazuev, der das Fußballspielen aufgibt, um an der Agon Sportschule in Hamburg von Trainer Frank Rieth aufgebaut zu werden. Das Projekt, »meine Gegner im Ring zu verarschen« (Bazuev), gelingt so gut, dass er ein Jahr später bereits Deutscher Meister der Kadetten wird. Und davon träumt, mal so gut wie seine Fixsterne Muhammad Ali und Roy Jones zu sein.
In der Freizeit ein Familienmensch
Inzwischen wird er von Gregory Tolkovets am Olympiastützpunkt NRW in Köln trainiert und ist heilfroh über den zurückgelegten Weg im Sport. Ohne ihn wäre aus dem undisziplinierten »Dickerchen« nicht die selbstbewusste, ambitionierte Person geworden, die er heute ist, gibt er sich überzeugt – ein zweifacher Familienvater, der nach Turnieren und Lehrgängen gern wieder zu Hause ist. Mit der Tochter und dem Sohn in Köln freie Zeit zu verbringen, das ist für ihn »genau das, was mich entspannt«, wie er betont. »Deshalb brauche ich auch keine Hobbys. Ich gebe ihnen gerne meine Zeit und mein Herz.«