Gewichtsklasse bis 75 kg
- Kevin Boakye-Schumann ist 1998 geboren und trainiert am Bundesstützpunkt Schwerin.
- In dieser Gewichtsklasse hat der DBV drei Olympiakandidaten: Neben Kevin Boakye-Schumann außerdem noch Andrej Merslyakov und Silvio Schierle. Nur einer kann sich aber für Tokyo qualifizieren.
- Der DBV wird einen der drei zum Weltqualifikationsturnier entsenden, um in dieser Gewichtsklasse die letzte Qualifikationschance für Tokyo zu nutzen.
Das Athletenportrait
Kevin Boakye-Schumann steht im Zentrum einer echten Leistungsexplosion. Mehrere Jahre lang schied der talentierte Hamburger Youngster bei nationalen Titelkämpfen regelmäßig in der ersten Runde aus. Bei den U21- Meisterschaften 2018 marschierte er indes schnurstracks durch das Turnier, bis er es gewonnen hatte. Ein Jahr später folgte der nächste Meilenstein, als er mit 20 Jahren deutscher Meister der Elite im Mittelgewicht wurde. Seither spricht der so flexible wie schlagstarke Athlet beim Kampf um die nationale Pole Position in seinem Limit ein gewichtiges Wörtchen mit.
Leistungsexplosion und Leistungsbereitschaft
Der plötzliche Aufstieg erscheint dem smarten Sympathieträger als Lohn für fortgesetztes Durchhalten. »Ich war oft demotiviert, wenn ich verloren hatte«, gesteht er offen. »Aber schon ein paar Tage später habe ich mir gesagt: Beim nächsten Mal holst du dir den Typen.« Dann kam das nächste Mal, und Kevin BoakyeSchumann holte sich tatsächlich den Typen. Weil er wie kaum ein anderer aufarbeitet, wo er Fehler gemacht hat und dem Gegner Lücken ließ. Und weil er stets mit einem klaren Konzept die nächsten Herausforderungen angeht.
Nach Frusterfahrungen nie aufgeben
»Ich schaue mir meine Kämpfe immer wieder mal an«, erklärt er, »gute und nicht so gute, jede Runde. Und dann sage ich zu mir selbst: ›Ey Kevin, hier hättest du besser reagieren müssen, das hättest du anders machen können. Unabhängig davon, ob ich den Kampf gewonnen hab‹. Nur weil mein Arm am Ende hochgegangen ist, bedeutet das ja noch lange nicht, dass ich mit meiner Leistung auch zufrieden bin…«
Methodisch vorgehen und auch nach Frusterfahrungen nie aufgeben: Diese Qualitäten haben nicht nur den Boxer, sondern auch den Menschen auf ein anderes Niveau gebracht.
Sportmanagement-Studium als zweites Standbein
Zum Spätsommer 2020 hat Boakye-Schumann ein Fernstudium im Fach Sportmanagement begonnen, »als zweites Standbein«. Das wird ihm zwischen Training und Wettkampf zusätzlich Zeit abfordern, »aber ich möchte das für meine Zukunft. Und wenn ich das weiß, dann mache ich das auch und stehe voll dahinter.«
Pendler zwischen Hamburg und Schwerin
Verzicht ist dabei eingebaut. Seine Leidenschaft für Süßigkeiten muss der bodenständige Typ (»Hamburg ist einfach meine Heimat«) unterdrücken, wenn er zwischen seinem Stammverein TH Eilbeck und dem Leistungsstützpunkt in Schwerin pendelt. Aber im Gym ranzuklotzen, während sich andere für einen vergnüglichen Abend auĩrezeln, »das motiviert mich eher noch. Und wer wird am Ende Spaß haben? Der, der verstanden hat, dass man im Leben nicht nur chillen kann, sondern auch etwas für seine Zukunft machen muss.«
Perspektive Tokyo
Boakye-Schumann hat das verstanden – und darf sich entsprechend über seine aktuelle, sportliche Perspektive freuen. »Ich glaube fest daran, dass Gott mir zu irgendeinem Zeitpunkt den Erfolg gibt, für den ich so lange gearbeitet habe«, sagt er mit Nachdruck. »Und ich würde sagen, dieser Zeitpunkt ist jetzt da.«