Gewichtsklasse bis 60 kg
- Maya Kleinhans ist 1994 geboren und trainiert am Bundesstützpunkt Heidelberg.
- Beim europäischen Qualifikationsturnier in London schied sie aus, noch bevor dieses coronabedingt abgebrochen wurde.
- Gegebenenfalls hat sie noch die Chance, beim Weltqualifikationsturnier ein Ticket für Tokyo lösen zu können.
Das Athletinportrait
Der große Bruder, der einen irgendwann zum Training mitschleppt: Dieses altbekannte Muster hat es nicht nur bei Cassius Clay alias Muhammad Ali gegeben. Auch bei Maya Kleinhans lief es so. Nur dass es ums Kickboxen ging, als sie das erste Mal im Gym von Waldhof Mannheim landete, und sie eher aus Pflichtgefühl dabei war: »Unseren Eltern war es wichtig, dass ihre Kinder zwei Mal in der Woche zum Sport gehen.« Um so mehr war sie allerdings überrascht, was das mit ihr machte: »Es hat dann so viel Spaß gemacht, dass ich bis jetzt beim Kampfsport geblieben bin.«
Mehrfache deutsche Meisterin und Konterspezialistin
Die Amazone in ihr mag man der allzeit entspannten jungen Frau auf den ersten Blick vielleicht nicht ansehen. Aber sie ist da und sehr schnell abrufbar, wenn sie in diesen Tagen in den Boxring steigt. Sonst hätte Maya Kleinhans nicht schon mehrfach deutsche Meisterin werden können. Und Kämpfe abgeliefert, wie ihr das vorschwebt: Viel Tempo, elegante Meidbewegungen und überraschende Gegenattacken. Eine Konterspezialistin, die findet, dass sie im olympischen Boxen »technisch und taktisch schöner kämpfen« kann als im Kickboxen.
»Ich hab’ ein gutes Auge zum Kontern und denke nicht viel ans Verlieren«, führt die Rechtsauslegerin ins Feld. »Ich weiß auch, dass ich gut vorbereitet bin und immer fitter werde.« Dennoch fehlt nach eigener Aussage manchmal noch etwas physische Stabilität, um auch auf internationaler Ebene die knappen Kämpfe für sich zu entscheiden. »Die Kampfrichter wollen halt auch Dominanz und Druckmachen sehen«, weiß sie, »und da ein gutes Mittelmaß zu finden, ist nicht so einfach.«
»Ich denke nicht viel ans Verlieren«
Reichweite ist gewöhnlich ihr Vorteil, wenn die hoch aufgeschossene Angestellte der Bundeswehr im Leichtgewicht (bis 60 Kilo) antritt. Das nötige Hunger-Regiment fordert jedoch auch seinen Preis: Ihre Gegnerinnen sind im Zweifel schon mal robuster. »Ich muss aufpassen, dass ich am Körper nicht allzu heftig getroffen werde«, weiß sie, »denn da ist dann wirklich nicht mehr viel.« Gleichwohl ist sie für die nahe Zukunft optimistisch: »Ich glaube schon, dass alles möglich ist … Ich kann es auch zu Olympia schaffen.«
Alles reinwerfen: Das unbedingt. Gleichzeitig hat sich die ausgebildete Büro-Fachkraft früh klargemacht, »dass mein Selbstwert nicht völlig davon abhängt, wie mein nächster Kampf ausgeht«. »Ich bin gläubige Christin und kenne meine Identität«, sagt sie. »Deshalb ist es für mich nicht so wichtig, ob andere mich feiern. Ich weiß, wer ich bin, in Gott und in mir, das gibt mir unheimlich Selbstvertrauen.«
Mit Gottvertrauen in den Ring
In Mannheim ist sie in einer freichristlichen Gemeinde aktiv, und im A‑Kader des DBV hat sie einen kleinen Kreis mitbegründet, wo man sich über Glauben, Sinn und Hoffnung austauscht. Er hat sie alle »krass zusammengeschweißt«, so Kleinhans, und wer das nicht versteht, wird wohl auch Ali nie begreifen.