WM 2021 — Tag 6: Drei bit­te­re Nie­der­la­gen in den Achtelfinalen

Okafor, Tiafack und Schachidov scheiden aus dem Turnier aus

Der sechs­te Tag der Welt­meis­ter­schaf­ten in Bel­grad soll­te für das Team des Deut­schen Box­sport-Ver­ban­des bit­ter wer­den. Alex­an­der Oka­for, Nel­vie Tia­fack und Mago­mend Schach­idov muss­ten sich mit Nie­der­la­gen in ihren Ach­tel­fi­nal­kämp­fen aus dem Wett­be­werb und von Medail­len­hoff­nun­gen ver­ab­schie­den. Gegen das umstrit­te­ne Urteil im Super­schwer­ge­wichts­kampf leg­ten die Team­ver­ant­wort­li­chen Pro­test ein. Doch der Sieg blieb bei dem Kämp­fer aus Russ­land. Damit ist der Mit­tel­ge­wicht­ler Kevin Boakye-Schu­mann (bis 75 kg) der letz­te deut­sche Ath­let im Tur­nier. Er wird nach­mit­tags am 1. Novem­ber im Ach­tel­fi­na­le auf den Ira­ner Sey­eds­hahin Mou­sa­vi treffen.

Alex­an­der Oka­for unter­liegt nach Punk­ten gegen Burak Aksin aus der Türkei

Im 327. Kampf die­ser Welt­meis­ter­schaft traf im Ach­tel­fi­na­le des Crui­ser­ge­wichts Alex­an­der Oka­for (blaue Ecke) auf Burak Aksin aus der Tür­kei (rote Ecke). Das Gefecht in der Nach­mit­tags­ver­an­stal­tung des Wett­kampf­tags wur­de zum Ver­gleich kon­trä­rer Kampf­sti­le: Der deut­sche Ath­let brach­te Grö­ßen- und Reich­wei­ten­vor­tei­le mit ins Gefecht und bevor­zug­te die lan­ge Distanz, sein klei­ne­rer Geg­ner aus der roten Ecke such­te hin­ge­gen die Halb- und Nah­di­stanz, um dort mit wuch­tig geschla­ge­nen Haken Wir­kung zu erzie­len. Auch im Bewe­gungs­bild bei­der Kon­tra­hen­ten hät­te der Unter­schied kaum grö­ßer sein kön­nen. Burak Aksin mar­schier­te in mas­si­ver Dop­pel­de­ckung vor­wärts, bis er in Schlag­di­stanz war, wäh­rend Alex­an­der Oka­for die lan­ge Distanz mit flin­ker Bein­ar­beit zu wah­ren such­te. Doch Stil­fra­gen hin oder her: Am Ende ent­schei­det, wer aus sei­nem Stil mehr und bes­se­re Tref­fer erzie­len kann. In die­ser Hin­sicht erbox­te sich Burak Aksin sei­ne Vor­tei­le, da Alex­an­der Oka­for in den drei Run­den nicht so recht die Mit­tel und Wege fand, durch die Mau­er der Dop­pel­de­ckung zu den Tref­fer­flä­chen vor­zu­drin­gen. So konn­te er sich für flei­ßi­ge Schlag­ar­beit nicht so oft beloh­nen, wie es für einen Sieg erfor­der­lich gewe­sen wäre. Die Punktrichter*innen gaben die ers­ten bei­den Run­den ein­stim­mig, und den letz­ten Durch­gang mit 3:2.Punktrichterstimmen an den tür­ki­schen Geg­ner. Unter dem Strich errech­ne­te sich dar­aus eine ein­stim­mi­ge Punkt­nie­der­la­ge, die für das deut­sche Crui­ser­ge­wicht lei­der das Ende der Medail­len­hof­fun­gen bedeutete.

Alex­an­der Oka­for (blaue Ecke) muss sich dem schmuck­lo­sen, aber effi­zi­en­ten Stil sei­nes Geg­ners geschla­gen geben.

Nel­vie Tia­fack ver­liert umstrit­ten nach Punk­ten gegen Mark Petrovs­kii aus Russland

Fünf Kämp­fe spä­ter muss­te das deut­sche Super­schwer­ge­wicht Nel­vie Tia­fack (blaue Ecke) gegen den Rus­sen Mark Petrovs­kii (rote Ecke) in den Ring. Der Ver­gleich in der nach oben offe­nen Gewichts­klas­se ent­wi­ckel­te sich zunächst gut für Nel­vie Tia­fack, der der akti­ve­re Ath­let war und mit sei­nem Ein­satz auch den grö­ße­ren Ertrag auf sei­nem Punk­te­kon­to sam­meln konn­te. Die Run­de ging jedoch nicht ein­stim­mig, son­dern ledig­lich mit 3:2‑Punktrichterstimmen in die deut­sche Ecke. Also galt es nach dem Ende der Run­den­pau­se fort­zu­set­zen, was zwar auf den Weg gebracht, aber augen­schein­lich eben noch nicht in tro­cke­nen Tüchern war. Ent­spre­chend ver­lief die zwei­te Run­de: Nel­vie Tia­fack war auch in die­sen zwei­ten drei Minu­ten der akti­ve­re Boxer und sam­mel­te wei­ter Zähl­ba­res. Als Mark Petrovs­kii dann wegen Kopf­sto­ßes noch eine Ver­war­nung erhielt, hät­te man mei­nen kön­nen, dass spä­tes­tens dies den Kampf nun hät­te ent­schei­den müs­sen. Doch auch die­se Run­de wur­de nur 3:2 für Tia­fack gewer­tet. Der Rus­se war damit zu Beginn der letz­ten Run­de trotz des Punkt­ab­zugs durch die Ver­war­nung rein rech­ne­risch noch im Spiel. Die­se eher nur noch theo­re­ti­sche Chan­ce auf einen Sieg wuss­te er aber in den letz­ten drei Minu­ten noch zu nut­zen. Tat­säch­lich bewies er eine enor­me Stei­ge­rungs­fä­hig­keit und über­nahm nun das Gesche­hen im Ring. So konn­te nach dem Schluss­gong kein Zwei­fel auf­kom­men, dass die letz­te Run­de klar an die rote Ecke gehen wür­de. Trotz der ers­ten bei­den gewon­ne­nen Run­den und des Punkt­ab­zugs wegen der Ver­war­nung erreich­ne­te sich aber ein hauch­dün­ner Gesamt­sieg für Mark Petrovs­kii. Mehr als ärger­lich, weil das Urteil schluss­end­lich den Kampf­ver­lauf auf den Kopf stell­te. Die Ver­ant­wort­li­chen des deut­schen Teams leg­ten dann auch gegen die Wer­tung der ers­ten bei­den Run­den Pro­test ein, über den die »Bout Review Jury« aber abschlä­gig ent­schied. Damit bleibt dabei, dass Nel­vie Tia­fack im Ach­tel­fi­na­le aus dem Tur­nier ausscheidet.

Nel­vie Tia­fack (blaue Ecke) schei­det nach umstrit­te­nen Punk­tur­teil gegen den Rus­sen Mark Petrovs­kii. Auch ein Pro­test half nicht.

Mago­med Schach­idov unter­liegt durch RSC gegen Aslanbek Shym­ber­ge­nov aus Kasachstan

In der Abend­ver­an­stal­tung des Wett­kampf­ta­ges wur­de Mago­mend Schach­idov als drit­ter deut­scher Ath­let zu sei­nem zwei­ten Tur­nier­kamp­fim Halb­mit­tel­ge­wicht bis 71 kg in die rote Ecke des Rings gebe­ten. Es ging dar­um, mit einem Sieg über den Kasa­chen Aslanbek Shym­ber­ge­nov (blaue Ecke) ins Vier­tel­fi­na­le ein­zu­zie­hen. Doch der Kasa­che wuss­te mit guter Bein­ar­beit und gro­ßer Reich­wei­te sei­ne Vor­tei­le zu wah­ren. Dies sicher­te ihm in Ver­bin­dung mit einer schnel­len, scharf geschla­ge­nen Führ­hand in wei­ten Stre­cken zwar nicht gera­de die Domi­nanz im Ring, aber doch die Kon­trol­le über Distanz und Raum. So war der Kasa­che ein schwie­rig zu boxen­der Geg­ner und die ers­te und zwei­te Run­de gin­gen in der Wer­tung der Punktrichter*innen ein­stim­mig an Aslanbek Shym­ber­ge­nov. In der drit­ten Run­de wur­de der Kampf etwas unsau­be­rer und der Kasa­che doch das eine oder ande­re Mal ermahnt. Ein Wir­kungs­tref­fer mit der Schlag­hand sorg­te schließ­lich dafür, dass Mago­mend Schach­idov für eini­ge weni­ge Sekun­den unsi­cher auf den Bei­nen war. Er wur­de rich­ti­ger­wei­se ange­zählt und anschlie­ßend vom Ring­rich­ter aus dem Kampf genom­men. Viel­leicht etwas früh, aber ande­rer­seits lag ein Sieg in der neun­ten und letz­ten Minu­te des Kamp­fes rea­lis­ti­scher­wei­se betrach­tet nicht mehr in Reich­wei­te. Damit ist schied auch der deut­sche Halb­mit­tel­ge­wicht­ler aus dem Tur­nier aus.

Mago­mend Schach­idov (rote Ecke) kommt am Kasa­chen Aslanbek Shym­ber­ge­nov nicht vor­bei und schei­det im Ach­tel­fi­na­le aus.