Der sechste Tag der Weltmeisterschaften in Belgrad sollte für das Team des Deutschen Boxsport-Verbandes bitter werden. Alexander Okafor, Nelvie Tiafack und Magomend Schachidov mussten sich mit Niederlagen in ihren Achtelfinalkämpfen aus dem Wettbewerb und von Medaillenhoffnungen verabschieden. Gegen das umstrittene Urteil im Superschwergewichtskampf legten die Teamverantwortlichen Protest ein. Doch der Sieg blieb bei dem Kämpfer aus Russland. Damit ist der Mittelgewichtler Kevin Boakye-Schumann (bis 75 kg) der letzte deutsche Athlet im Turnier. Er wird nachmittags am 1. November im Achtelfinale auf den Iraner Seyedshahin Mousavi treffen.
Alexander Okafor unterliegt nach Punkten gegen Burak Aksin aus der Türkei
Im 327. Kampf dieser Weltmeisterschaft traf im Achtelfinale des Cruisergewichts Alexander Okafor (blaue Ecke) auf Burak Aksin aus der Türkei (rote Ecke). Das Gefecht in der Nachmittagsveranstaltung des Wettkampftags wurde zum Vergleich konträrer Kampfstile: Der deutsche Athlet brachte Größen- und Reichweitenvorteile mit ins Gefecht und bevorzugte die lange Distanz, sein kleinerer Gegner aus der roten Ecke suchte hingegen die Halb- und Nahdistanz, um dort mit wuchtig geschlagenen Haken Wirkung zu erzielen. Auch im Bewegungsbild beider Kontrahenten hätte der Unterschied kaum größer sein können. Burak Aksin marschierte in massiver Doppeldeckung vorwärts, bis er in Schlagdistanz war, während Alexander Okafor die lange Distanz mit flinker Beinarbeit zu wahren suchte. Doch Stilfragen hin oder her: Am Ende entscheidet, wer aus seinem Stil mehr und bessere Treffer erzielen kann. In dieser Hinsicht erboxte sich Burak Aksin seine Vorteile, da Alexander Okafor in den drei Runden nicht so recht die Mittel und Wege fand, durch die Mauer der Doppeldeckung zu den Trefferflächen vorzudringen. So konnte er sich für fleißige Schlagarbeit nicht so oft belohnen, wie es für einen Sieg erforderlich gewesen wäre. Die Punktrichter*innen gaben die ersten beiden Runden einstimmig, und den letzten Durchgang mit 3:2.Punktrichterstimmen an den türkischen Gegner. Unter dem Strich errechnete sich daraus eine einstimmige Punktniederlage, die für das deutsche Cruisergewicht leider das Ende der Medaillenhoffungen bedeutete.
Nelvie Tiafack verliert umstritten nach Punkten gegen Mark Petrovskii aus Russland
Fünf Kämpfe später musste das deutsche Superschwergewicht Nelvie Tiafack (blaue Ecke) gegen den Russen Mark Petrovskii (rote Ecke) in den Ring. Der Vergleich in der nach oben offenen Gewichtsklasse entwickelte sich zunächst gut für Nelvie Tiafack, der der aktivere Athlet war und mit seinem Einsatz auch den größeren Ertrag auf seinem Punktekonto sammeln konnte. Die Runde ging jedoch nicht einstimmig, sondern lediglich mit 3:2‑Punktrichterstimmen in die deutsche Ecke. Also galt es nach dem Ende der Rundenpause fortzusetzen, was zwar auf den Weg gebracht, aber augenscheinlich eben noch nicht in trockenen Tüchern war. Entsprechend verlief die zweite Runde: Nelvie Tiafack war auch in diesen zweiten drei Minuten der aktivere Boxer und sammelte weiter Zählbares. Als Mark Petrovskii dann wegen Kopfstoßes noch eine Verwarnung erhielt, hätte man meinen können, dass spätestens dies den Kampf nun hätte entscheiden müssen. Doch auch diese Runde wurde nur 3:2 für Tiafack gewertet. Der Russe war damit zu Beginn der letzten Runde trotz des Punktabzugs durch die Verwarnung rein rechnerisch noch im Spiel. Diese eher nur noch theoretische Chance auf einen Sieg wusste er aber in den letzten drei Minuten noch zu nutzen. Tatsächlich bewies er eine enorme Steigerungsfähigkeit und übernahm nun das Geschehen im Ring. So konnte nach dem Schlussgong kein Zweifel aufkommen, dass die letzte Runde klar an die rote Ecke gehen würde. Trotz der ersten beiden gewonnenen Runden und des Punktabzugs wegen der Verwarnung erreichnete sich aber ein hauchdünner Gesamtsieg für Mark Petrovskii. Mehr als ärgerlich, weil das Urteil schlussendlich den Kampfverlauf auf den Kopf stellte. Die Verantwortlichen des deutschen Teams legten dann auch gegen die Wertung der ersten beiden Runden Protest ein, über den die »Bout Review Jury« aber abschlägig entschied. Damit bleibt dabei, dass Nelvie Tiafack im Achtelfinale aus dem Turnier ausscheidet.
Magomed Schachidov unterliegt durch RSC gegen Aslanbek Shymbergenov aus Kasachstan
In der Abendveranstaltung des Wettkampftages wurde Magomend Schachidov als dritter deutscher Athlet zu seinem zweiten Turnierkampfim Halbmittelgewicht bis 71 kg in die rote Ecke des Rings gebeten. Es ging darum, mit einem Sieg über den Kasachen Aslanbek Shymbergenov (blaue Ecke) ins Viertelfinale einzuziehen. Doch der Kasache wusste mit guter Beinarbeit und großer Reichweite seine Vorteile zu wahren. Dies sicherte ihm in Verbindung mit einer schnellen, scharf geschlagenen Führhand in weiten Strecken zwar nicht gerade die Dominanz im Ring, aber doch die Kontrolle über Distanz und Raum. So war der Kasache ein schwierig zu boxender Gegner und die erste und zweite Runde gingen in der Wertung der Punktrichter*innen einstimmig an Aslanbek Shymbergenov. In der dritten Runde wurde der Kampf etwas unsauberer und der Kasache doch das eine oder andere Mal ermahnt. Ein Wirkungstreffer mit der Schlaghand sorgte schließlich dafür, dass Magomend Schachidov für einige wenige Sekunden unsicher auf den Beinen war. Er wurde richtigerweise angezählt und anschließend vom Ringrichter aus dem Kampf genommen. Vielleicht etwas früh, aber andererseits lag ein Sieg in der neunten und letzten Minute des Kampfes realistischerweise betrachtet nicht mehr in Reichweite. Damit ist schied auch der deutsche Halbmittelgewichtler aus dem Turnier aus.