DBV 2.0: Die Digi­ta­li­sie­rung der Start­aus­wei­se steht bevor

Alle Wettkämpferinnen und Wettkämpfer in einer Datenbank

Digi­ta­li­sie­rungs­pro­zes­se bestim­men zuneh­mend unse­ren All­tag: Das Smart­phone wird zur Bahn­fahr­kar­te, der Dau­er­auf­trag für die monat­li­che Miet­zah­lung lässt sich auch abends am Rech­ner ändern und erspart den Gang zu Bank­fi­lia­le, über einen Mes­sen­ger-Dienst lässt sich eine gan­ze Trai­nings­grup­pe schnell mit einer ein­zi­gen Nach­richt infor­mie­ren und an die Mög­lich­keit des bar­geld­lo­sen Zah­lens haben wir uns schon lan­ge gewöhnt. Dies sind nur weni­ge aus­ge­wähl­te Bei­spie­le, in denen Digi­ta­li­sie­rungs­pro­zes­se unse­ren All­tag erleichtern.

Bei einem klei­ne­ren Sport­fach­ver­band wie dem Deut­schen Box­sport-Ver­band (DBV) läuft hin­ge­gen noch vie­les ganz ana­log. Doch dies soll sich nun Schritt um Schritt ändern. Denn »ana­log« heißt eben auch arbeits­auf­wen­dig und feh­ler­an­fäl­lig. Dabei muss es gera­de einem klei­ne­ren Sport­fach­ver­band dar­um gehen, die vor­han­de­nen Arbeits- und Gel­dres­sour­cen so effi­zi­ent wie mög­lich ein­zu­set­zen, damit für die Kern­auf­ga­be, näm­lich die Durch­füh­rung des Sport­be­trie­bes, umso mehr Res­sour­cen zur Ver­fü­gung stehen.

Zen­tra­le Daten­bank für Wett­kämp­fe­rin­nen und Wettkämpfer

Der DBV nimmt nun auf meh­re­ren Ebe­nen Digi­ta­li­sie­rungs­pro­jek­te in den Blick. Im Vor­der­grund steht dabei der Plan, alle Start­aus­wei­se des Deut­schen Box­sport-Ver­ban­des zen­tral und digi­tal zu erfas­sen und anschlie­ßend in ihrer digi­ta­li­sier­ten Fas­sung kon­ti­nu­ier­lich fort­zu­schrei­ben. Es ent­steht dar­aus am Ende eine Daten­bank, in der alle Infor­ma­tio­nen ent­hal­ten sind, die bis­lang im Start­aus­weis ein­ge­tra­gen sind.

Die­sen Plan stell­te DBV-Prä­si­dent Erich Dre­ke Mit­te März in einem Schrei­ben den Lan­des­ver­bän­den des DBV vor und warb um Unter­stüt­zung des Pro­jek­tes. Man ste­he, erläu­tert Erich Dre­ke, dazu im regen Aus­tausch mit dem Deut­schen Olym­pi­schen Sport­bund (DOSB) und dem Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­um. Auch sei­tens der AIBA und der EUBC sehe man Akti­vi­tä­ten, die Wett­kampf­ab­läu­fe zu digitalisieren.

Die Vor­tei­le einer zen­tra­len Datenbank

Die Vor­tei­le einer zen­tra­len Daten­bank lie­gen auf der Hand:

  • Meh­re­re Start­aus­wei­se für ein und die­sel­be Per­son sind nicht mehr möglich
    Dies ist zwar ver­bo­ten, war aber eben in der Pra­xis nicht wirk­lich zu ver­hin­dern, da es kein zen­tral geführ­tes Regis­ter der Start­aus­wei­se gibt. Es ist denk­bar, dass ein Ver­ein etwa einen Sport­ler oder eine Sport­le­rin aus einem ande­ren Lan­des­ver­band auf­nimmt und für die­se Per­son einen neu­en Start­aus­weis aus­stel­len lässt. Eine Daten­bank könn­te dies verhindern.
  • Start­aus­wei­se kön­nen nicht mehr ver­lo­ren gehen
    Geht bis­lang ein Start­aus­weis ver­lo­ren, so sind auch die Kampf­bi­lan­zen ver­lo­ren. In das Ersatz­do­ku­ment ist die Kampf­bi­lanz nur nach Treu und Glau­ben zu über­tra­gen. In einer Daten­bank wären sol­che Infor­ma­tio­nen gespei­chert und könn­ten kor­rekt in neue Doku­men­te über­tra­gen werden.
  • Kampf­bi­lan­zen sind nicht mehr Ver­trau­ens­sa­che, son­dern nachvollziehbar
    Im sport­li­chen All­tags­be­reich sind die Kampf­bi­lan­zen der Sport­le­rin­nen und Sport­ler ein zen­tra­les Kri­te­ri­um der Kampf­an­set­zun­gen, um eine Wett­kämp­fe auf ver­gleich­ba­rem Niveau anset­zen zu kön­nen. Ob die ehr­lich und aktu­ell ange­ge­ben wer­den, war nicht stich­fest nach­zu­prü­fen. Eine Daten­bank wür­de hier Klar­heit schaffen.
  • Ärzt­li­che Jah­res­un­ter­su­chung und ggf. ver­häng­te Start­sper­ren sind sofort ersichtlich
    Eine abge­lau­fe­ne ärzt­li­che Jah­res­un­ter­su­chung oder eine Start­sper­re (etwa wegen KO) schlie­ßen Wett­kämp­fe zwin­gend aus. Auch die­se wich­ti­gen Infor­ma­tio­nen kön­nen in einer Daten­bank erfasst wer­den und müss­ten nun nicht mehr durch das auf­wän­di­ge Durch­blät­tern des Start­aus­wei­ses geprüft werden.

Der Kampf­richt­er­ob­mann des DBV Dr. Ramie Al-Mas­ri bringt in die­sem Pro­jekt sei­ne Exper­ti­se feder­füh­rend ein. Für die AIBA hat er als Infor­ma­ti­ker bereits eine ganz ähn­li­che Daten­bank ent­wi­ckelt, die dort sogar auch Trai­ner und Kampf­rich­ter ein­schließt. Last but not least sind ihm als obers­ter Kampf­rich­ter des DBV und AIBA-Kampf­rich­ter natür­lich die Vor­gän­ge rund um den Wett­kampf­be­trieb und die Start­aus­wei­se bes­tens vertraut. 

Wei­te­re Mög­lich­kei­ten denkbar

Al-Mas­ri weist noch auf ande­re Mög­lich­kei­ten hin, die mit einer zen­tra­len Daten­bank tech­nisch umsetz­bar wer­den könnten: 

So könn­te man etwa über­le­gen, aus den Daten auf Bundes‑, Lan­des­ver­bands- und Bezirks­ebe­ne Ran­kings errech­nen zu las­sen. Dies könn­te sich moti­vie­rend auf die Wett­kampf­tä­tig­keit der Sport­le­rin­nen und Sport­ler auswirken.

Soll­te es gewünscht und daten­schutz­recht­lich sicher mög­lich sein, könn­te man die Daten gege­be­nen­falls auch für die Pla­nung von Wett­kämp­fen oder Spar­rings sicht­bar oder ver­füg­bar machen. Denn bis­lang bleibt es oft von per­sön­li­chen Netz­wer­ken abhän­gig, geeig­ne­te Geg­ne­rin­nen oder Geg­ner zu fin­den – ein Pro­blem, dass vor allem bei sel­te­ner ver­tre­te­nen Gewichts­klas­sen die sport­li­che Ent­wick­lung hem­men kann.

Per­spek­ti­visch kann geprüft wer­den, ob und inwie­weit eine sol­che Daten­bank durch Schnitt­stel­len mit ande­ren Pro­gram­men ver­bun­den wer­den kann, die rund um den Wett­kampf­be­trieb ver­wen­det wer­den (z.B. Box­poin­ter oder RingManager).