Wir möchten die Mitglieder des Deutschen Boxsport-Verbandes (DBV) und interessierte Freunde des olympischen Boxens an dieser Stelle über die jüngsten Entwicklungen im Verhältnis zum internationalen Boxverband IBA und dem europäischen Boxverband EUBC informieren.
Der DBV ist derzeit in intensiven Gesprächen mit der IBA bezüglich der Bewertung der vorgebrachten Positionen.
Bedauerlicherweise ist es der IBA seit 2019, d.h. in 4 Jahren nicht gelungen, die Verantwortung für die Olympiaqualifikation und das Olympische Boxturnier vom IOC zurückzuerhalten. Der DBV beobachtet dies mit großer Sorge und sieht sich gegenüber seinen Athletinnen und Athleten, Trainern und Betreuern verpflichtet, alle Optionen zu prüfen, die dem Ziel dienen, das olympische Boxen in Los Angeles 2028 und Brisbane 2032 langfristig zu sichern. Auch der drastische Abbau finanzieller Förderungen auf Bundes‑, Landes- und kommunaler Ebene ist zu verhindern.
Der DBV hat seine Position gegenüber der IBA in einem Schreiben vom 18.05.2023 verdeutlicht. Dieses Schreiben finden Sie unten in deutscher Übersetzung dokumentiert.
Wir hoffen auf eine baldige klare Positionierung des IOC, auf Erfolge bei den Gesprächen zwischen IOC und IBA sowie dass die Verbände auf internationaler und europäischer Ebene sich bei ihren Entscheidungen von ihrer Verantwortung dem Boxsport gegenüber leiten lassen.
Am 25.05.2023 wurde mit den Präsidenten der Landesverbände und dem Gesamtvorstand des DBV eine gemeinsame Zoom-Konferenz, durchgeführt und die Lage intensiv erörtert. Einstimmig wurde festgestellt, die weitere Entwicklung zu beobachten und bei entsprechenden Entwicklungen einen außerordentlichen 1‑Tages-Kongress in Präsenz einzuberufen.
Was die tägliche Arbeit mit unseren Athleten/innen, Trainern und Betreuern angeht, wollen wir Sie auf den aktuellen Stand bringen.
Elitebereich:
Die Olympiaqualifikation läuft unter der Verantwortung der Paris Boxing Unit (IOC).
Unsere Kandidatinnen und Kandidaten bereiten sich derzeit intensiv auf die European Games in Krakau vor (20.06.–03.07.2023).
Dies ist die kontinentale europäische Olympiaqualifikation, bei der wir versuchen wollen, erste Qualifikationsplätze zu erreichen.
Für die Teilnahme an Turnieren ist gemäß den Statuten der IBA trotz Suspendierung eines Nationalverbandes, nach vorheriger Abstimmung, die Teilnahme für Athleten/innen und Trainer problemlos – auch der Start mit nationalen Symbolen wie Deutschland-Wappen, Flagge und Nationalhymne gewährleistet.
Nachwuchsbereich:
Hier prüfen wir alle Optionen der sich auf internationaler Ebene fast täglich ändernden Entwicklung und die sich daraus ergebenden sportlichen Möglichkeiten.
Weitere Punkte sind derzeit in einer intensiven Prüfung und werden rechtzeitig bekannt gegeben.
Brief des Deutschen Boxsport-Verbandes an die IBA
Am 18. Mai sendeten der Präsident des DBV — Prof. Dr. Jens Hadler und der Vize-Präsident Recht des DBV — Ronny Abraham nachfolgendes nachfolgendes Schreiben an den Generalsekretär der IBA, Herrn Yerolimpos. Das Original wurde in englischer Sprache versandt, Sie finden es hier in einer deutschen Übersetzung.
Kassel, 18.05.2023
Sehr geehrter Herr Yerolimpos,
ich beziehe mich auf Ihr Schreiben vom 13. Mai 2023 im Namen des Deutschen Boxsport-Verbandes. Es scheint, dass Ihr Schreiben auf einem Missverständnis beruht. Im Gegensatz zu Ihren Angaben haben Sie eine Antwort des Deutschen Boxsport-Verbandes auf Ihr Schreiben vom 14. April 2023 erhalten. Ich habe sie zu Ihrer Information wieder angehängt, sie ist vom 5. Mai 2023. Wir glauben, dass wir bereits auf Ihre Forderungen, Annahmen und Schlussfolgerungen eingegangen sind. Um es zusammenzufassen:
Der Deutsche Boxsport-Verband ist kein Mitgliedsverband in der neu gegründeten Vereinigung World Boxing. Die Entscheidung über die Teilnahme des Deutschen Boxsport-Verbandes an World Boxing fällt in die Zuständigkeit unserer Generalversammlung, nicht in die unseres Vorstandes oder eines seiner Mitglieder. Die Generalversammlung des Deutschen Boxsport-Verbandes hat eine solche Entscheidung nicht getroffen.
Der Vorstand des Deutschen Boxsport-Verbandes ist nicht befugt, Maßnahmen gegen einzelne Vorstandsmitglieder zu ergreifen; solche Entscheidungen müssen von unserer Mitgliederversammlung getroffen werden.
Die Positionierung unseres Generalsekretärs (Herr Michael Müller) im erweiterten Interimsvorstand von World Boxing hat lediglich beobachtenden Charakter, was er nun vorerst ruhen lassen wird.
Der Inhalt unseres vorherigen Schreibens bleibt gültig und anwendbar. Wir bitten Sie daher zu bestätigen, dass Ihr Schreiben vom 13. Mai 2023 auf einem Missverständnis beruht.
Bei mehreren Gelegenheiten haben Sie über insidethgames sowie auf der IBA-Website öffentlich bekannt gegeben, dass Sie Beschwerden eingereicht und mit der BIIU »formelle Verfahren« gegen den Deutschen Boxsport-Verband und andere nationale Verbände eingeleitet haben:
https://www.insidethegames.biz/articles/1136971/iba-formal-proceedings-world-boxing
Wir sind der Meinung, dass diese öffentlichen Bekanntmachungen nicht mit dem unabhängigen Geist des BIIU und seiner Verfahrensregeln, insbesondere Artikel 4.1, vereinbar sind.
Für den Fall, dass Sie auf Ihren öffentlichen Behauptungen über das mögliche Vorgehen der IBA, einschließlich einer möglichen Suspendierung unserer Mitgliedschaft, beharren, bitten wir Sie eindringlich, sich an Ihre eigenen Vorschriften zu halten und sich insbesondere auf Artikel 19.1 der Verfahrensregeln des BIIU zu beziehen. In diesem Artikel sind die grundlegenden Rechte von Beschuldigten aufgeführt:
- das Recht auf Gleichbehandlung ohne Diskriminierung;
- das Recht, gehört zu werden;
- das Recht, den Fall vorzutragen;
- das Recht auf Akteneinsicht;
- das Recht, Beweise zu erbringen und vorzulegen;
- das Recht, eine begründete Entscheidung zu erhalten und
- das Recht auf rechtliche Vertretung.
Der Deutsche Boxsport-Verband beabsichtigt, von seinen Grundrechten Gebrauch zu machen, einschließlich des Rechts auf Anhörung durch die unabhängige Integritätsstelle des Boxsports.
Wir möchten noch einmal betonen, dass weder der Sportdirektor/Generalsekretär des Deutschen Boxsportverbandes noch andere Mitglieder die IBA in der Vergangenheit oder jetzt durch Äußerungen öffentlich geschädigt haben. Wir hoffen nach wie vor, dass IBA und IOC zu einer einvernehmlichen Lösung im Interesse des OLYMPISCHEN BOXENS kommen werden.
Darüber hinaus ist es uns wichtig, darauf hinzuweisen, dass es im ureigenen Interesse des Deutschen Boxsport-Verbandes (und sicher auch in Ihrem) liegt, dass der Boxsport unter dem Dach eines stabilen, starken und nationale Verbände vereinenden Weltverbandes olympisch bleibt.
Wir werden unser Bestes tun, um Ihnen zu helfen und stehen Ihnen für weitere Informationen zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. Jens Hadler (Präsident des Deutschen Boxsport-Verbandes)
Ronny Abraham (Vizepräsident Recht des Deutschen Boxsport-Verbandes)