Euro­pa­qua­li­fi­ka­ti­on: Zwei Sie­ge und eine Nie­der­la­ge am zwei­ten Turniertag

Nadine Apetz hat die Fahrkarte für Tokyo lösen können

Ammar Riad Abduljabber siegt nach Punkten im Schwergewicht bis 91 kg über den Israeli Konstiantyn.

Am zwei­ten Tag des euro­päi­schen Qua­li­fi­ka­ti­ons­tur­niers für die Olym­pi­schen Spie­le in Tokyo kamen zwei Boxer und eine Boxe­rin des Deut­schen Box­sport-Ver­ban­des in Paris zum Ein­satz. Die Schwer- und Super­schwer­ge­wich­te Ammar Riad Abdul­jab­bar und Nel­vie Tia­fack waren in der Nach­mit­tags­ver­an­stal­tung an der Rei­he, die Wel­ter­ge­wicht­le­rin Nadi­ne Apetz am Abend. Mit zwei Sie­gen und einer Nie­der­la­ge war die Bilanz die­ses Tur­nier­ta­ges erfreu­li­cher als der Tur­nier­auf­takt am Vor­tag. Dabei konn­te heu­te ein wei­te­res Ticket für die Olym­pi­schen Spie­le gelöst werden.

Ammar Abdul­jab­bar siegt über Kon­sti­an­tyn Pin­chuk aus Israel

Den ers­ten Kampf mit deut­scher Betei­li­gung an die­sem zwei­ten Tur­nier­tag in Paris bestritt Ammar Riad Abdul­jab­ber im Ring A. Er trat im Schwer­ge­wicht bis 91 kg gegen den Israe­li Kon­sti­an­tyn Pin­chuk in den Ring, dem die blaue Ecke zuge­wie­sen war. 

Gegen den grö­ße­ren Israe­li – eben­falls in der Nor­mal­aus­la­ge boxend – muss­te es es dar­um gehen, die Distanz zu ver­kür­zen. Eine Auf­ga­be, die Abdul­jab­ber gleich annahm, indem er beherzt den Vor­wärts­gang ein­leg­te. Es gelan­gen so auch immer wie­der deut­li­che Tref­fer, die am Ende des ers­ten Durch­gangs auch die fünf Unpar­tei­ischen an den Sei­ten des Rings über­zeug­ten. Sie gaben die Run­de ein­stim­mig für den deut­schen Boxer in der roten Ecke.

Im Gro­ßen und Gan­zen begann die zwei­te Run­de ähn­lich, als jedoch eine Ver­war­nung (ver­mut­lich wegen Hal­tens) mit dem damit ver­bun­de­nen Abzug von einem Punkt am Ende des Kamp­fes die Sache für Abdul­jab­ber noch ein­mal span­nend mach­ten soll­te. Die Kar­ten schie­nen mit die­ser Dis­zi­pli­nie­rung durch den Ring­rich­ter urplötz­lich noch ein­mal neu gemischt. Dem Kampf tat die­se Unter­bre­chung nicht gut: Vie­le Unter­bre­chun­gen lie­ßen im Rest der Run­de kei­nen wirk­lich flüs­si­gen Kampf mehr zu. Die Punkt­rich­ter spra­chen die­se Run­de schluss­end­lich mehr­heit­lich dem Israe­li zu.

So soll­te es nun auf die drit­te Run­de ankom­men, die nicht nur ein­fach nur gewon­nen, son­dern in der viel­mehr auch der Punkt­ab­zug der Ver­war­nung nach Mög­lich­keit ega­li­siert wer­den muss­te. Abdul­jab­bar zeig­te in die­sem fina­len Durch­gang des Gefechts eine gro­ße kämp­fe­ri­sche Leis­tung, die ihm auch immer wie­der Zähl­ba­res auf dem Tref­fer­kon­to ein­brach­te. Am Ende hol­te der Schwer­ge­wicht­ler Abdul­jab­bar mit einer Split-Decison den ers­ten Sieg für das deut­sche Team in die­sem zwei­ten Teil des euro­päi­schen Qua­li­fi­ka­ti­ons­tur­niers und ist damit ins Vier­tel­fi­na­le des Wett­be­werbs vor­ge­rückt. Mit einem wei­te­ren Sieg kann er nun das Ticket für Tokyo lösen.

Nel­vie Tia­fack muss sich Tsot­ne Roga­va aus der Ukrai­ne geschla­gen geben

Den zwei­ten Kampf des deut­schen Teams am heu­ti­gen Tur­nier­tag hat­te Nel­vie Tia­fack zu bestrei­ten. Er muss­te sich im Super­schwer­ge­wicht über 91 kg mit dem Ukrai­ner Tsot­ne Roga­va vergleichen.

Nel­vie Tia­fack (in der roten Ecke) star­te­te kon­zen­triert und aktiv in die­sen Kampf der bei­den Nor­mal­aus­le­ger und über­zeugt mit einer varia­bel ein­ge­setz­ten Führ­hand. Doch schon im Ver­lauf der zwei­ten Minu­te die­ser ers­ten Run­de erober­te sich der Ukrai­ner Schritt und Schritt Kampf­an­tei­le zurück und war nun öfter im Vor­wärts­gang als sein Geg­ner aus Deutsch­land. Am Ende lag im ers­ten Durch­gang das Plus an Tref­fern bei Roga­va, der die Run­de mit 5:0 Punkt­rich­ter­stim­men zuge­spro­chen bekam.

In der zwei­ten Run­de konn­te Roga­va mit guter Bein­ar­beit und Distanz­kon­trol­le sei­nen Stil wei­ter­bo­xen und zeig­te mit effek­ti­ven Meid­be­we­gun­gen auch Defen­siv­qua­li­tä­ten. Der Kör­per war bei bei­den Ath­le­ten ein gern gesuch­tes Angriffs­ziel. Doch Tia­fack leg­te im Lau­fe der Run­de immer öfter den Vor­wärts­gang ein, und mit dem Druck, den er damit aus­üb­te, gelang es ihm nun immer öfter, den Ukrai­ner in Rich­tung der Ring­sei­le zu brin­gen. Es reich­te jedoch nicht, die Mehr­heit der Punkt­rich­ter zu über­zeu­gen. Doch dass sich ein Wan­del des Kampf­ge­sche­hens andeu­te­te, ent­ging zumin­dest einem Unpar­tei­ischen nicht, der die­se Run­de dem Deut­schen zusprach.

In der drit­ten Run­de soll­te sich die Ahnung des einen Punkt­rich­ters bestä­ti­gen. Tia­fack bestimm­te nun von Beginn an das Gesche­hen im Ring, mar­schier­te nach vor­ne und stell­te sei­nen Geg­ner immer öfter an den Ring­sei­len. Roga­va war nicht mehr so beweg­lich und auch nicht mehr so aktiv wie in der ers­ten Hälf­te des Kamp­fes. So konn­te ihm Tia­fack über wei­te Stre­cken des drit­ten und letz­ten Drit­tels die Nah­di­stanz auf­zwin­gen, in der er sich bes­ser in Sze­ne zu set­zen ver­moch­te als der Ukrai­ner. Gute und deut­li­che Tref­fer am Ende der Run­de zähl­ten noch ein­mal auf das Kon­to des Deut­schen ein, der nach dem Schluss­gong dies­mal nicht nur einen, son­dern alle fünf Punkt­rich­ter über­zeugt hat­te. Doch trotz der zum Ende hin stei­gen­den Leis­tung reich­te es nicht mehr für einen Sieg, der unter dem Strich trotz der gewon­ne­nen letz­ten Run­de ein­stim­mig an den Ukrai­ner ging.

Nel­vie Tia­fack (rot) unter­liegt nach Punk­ten gegen den Ukrai­ner Tsot­ne Roga­va aus der Urkraine.

Nadi­ne Apetz setzt sich nach Punk­ten gegen die Polin Karo­li­na Koszews­ka durch

Zu guter Letzt war die Rei­he an Nadi­ne Apetz, die im sechs­ten Kampf der Abend­ver­an­stal­tung in Ring B um ihr Ticket für Tokyo zu kämp­fen hat­te. Den begehr­ten Fahr­schein zu den Olym­pi­schen Spie­len woll­te ihr die Polin Karo­li­na Koszews­ka strei­tig machen, der die blaue Ecke zuge­wie­sen wurde.

Die pol­ni­sche Rechts­aus­le­ge­rin brach­te einen Grö­ßen- und Reich­wei­ten­vor­teil mit in den Kampf, den sie aber nicht zu ihrem Vor­teil nut­zen konn­te. Es war statt­des­sen Nadi­ne Apetz, die über­wie­gend von der Ring­mit­te aus den Raum bestimm­te. Sie war von bei­den die akti­ve­re Boxe­rin, die dar­über hin­aus auch ent­schie­de­ner auf­trat als ihre Kon­tra­hen­tin. Das sahen auch die Punkt­rich­ter so, die den ers­ten Durch­gang ein­stim­mig an deut­sche Boxe­rin gaben.

Die zwei­te Run­de stell­te sich ähn­lich dar. Der Führ­hand der Polin fehl­te letz­ten­en­des die Kon­se­quenz, um Nadi­ne Apetz auf Distanz hal­ten zu kön­nen. Die Boxe­rin des DBV konn­te mit ener­gisch vor­ge­tra­ge­nen Angrif­fen immer wie­der die Distanz über­brü­cken und brach­te ihre Geg­ne­rin in Schwie­rig­kei­ten. Dass die Vor­tei­le in die­sem mitt­le­ren Durch­gang erneut bei Apetz lagen, war eben­falls die Auf­fa­sung der Punkt­rich­ter, die sich zwar nicht mehr ganz ein­stim­mig, aber doch mehr­heit­lich mit 4:1 für die Deut­sche entschieden.

In der drit­ten Run­de konn­te die Polin pha­sen­wei­se zwar etwas mehr Raum für sich gewin­nen als in den ers­ten bei­den Drit­teln des Kamp­fes, aber immer noch waren die Angrif­fe der deut­schen Boxe­rin zwin­gen­der als die ihrer Geg­ne­rin. Apetz brach­te am Ende ein­fach mehr Ath­le­tik und Phy­sis in den Kampf als Koszwes­ka, die etwas müde wirk­te. Doch sahen die Punkt­rich­ter dies offen­bar anders: Den letz­ten Durch­gang spra­chen sie mehr­heit­lich der Polin zu. Am Gesamt­sieg konn­te dies aber nicht mehr rüt­teln. Mit 4:1 Punkt­rich­ter­stim­men fiel die Ent­schei­dung zuguns­ten von Nadi­ne Apetz aus, die sich für die­sen Sieg mit dem begehr­ten Ticket zu den Olym­pi­schen Spie­len beloh­nen konnte.

Nadi­ne Apetz (rot) setzt sich nach Punk­ten gegen die Polin Karo­li­na Kosze­wa­ka durch.