Die Bilanz des Halbfinaltages der Europameisterschaft fiel überzeugend aus. Von den vier Athletinnen und Athleten konnten sich drei in der vorletzten Turnierrunde durchsetzen und haben damit ihre Bronzemedaille mindestens bereits versilbern können.
Nur noch einen weiteren Sieg sind Maxi Klötzer, Stefanie von Berge und Kevin Boakye Schumann jetzt von der obersten Stufe des Siegerpodestes entfernt. Dazu kommt die Bronzemedaille, die Ana Budimir mit dem Erreichen des Halbfinales gewonnen hat.
Ana Budimir verliert nach Punkten gegen Giulia Lamagna aus Italien
Den ersten Halbfinalkampf mit deutscher Beteiligung hatte Ana Budimir in der Gewichtsklasse bis 54 kg zu bestreiten, die als Ergebnis des bisherigen Turnierverlaufs gegen Giulia Lamagna in den Ring treten musste. Die Italienerin und Rechtsauslegerin in der roten Ecke brachte einen nicht unbeträchtlichen Größen- und Reichweitenvorteil mit in die Begegnung. Ana Budimir gestaltete den Kampf offensiv: Eine gute Beinarbeit und ein hoher Anteil an Vorwärtsbewegung sicherten ihr die Ringmitte und damit auch weitgehend die Kontrolle des Raums. Ihre Schläge fanden immer wieder den Weg zum Körper der sehr aufrecht boxenden Gegnerin. Erst in der letzten Minute der ersten Runde verbesserte sich der Anteil der Italienierin am Kampf, die nun auch vorwärts ging und zu Treffern kam. Die Mehrheit der Punktrichter zeigten sich von der Leistung der DBV-Athletin überzeugt: Mit 3:2 Punktrichterstimmen ging dieser Durchgang an die blaue Ecke. Das Bild wiederholte sich im zweiten Durchgang, jedoch mit einem wichtigen Unterschied: Giulia Lamagna schaffte es in dieser Runde früher, in den Kampf zu kommen. Nach etwa einer Minute der zweiten Runde gelang es der Italienerin besser, Ana Budimir auf Distanz zu halten und ihre Angriffe durch effiziente Bewegungs- und Distanzarbeit zu entschärfen. Obwohl der Deutschen im Schlussspurt noch einmal Treffer gelangen, sprachen die Punktrichter diese mittlere Runde einstimmig der Italienerin zu, die damit in Führung ging. Giulia Lamagna wollte sich den in Reichweite gerückten Sieg nun nicht mehr nehmen lassen. Auch im letzten Drittel konnte sie die kleinere Kontrahentin überwiegend auf Distanz halten und auch erneut einige klare Treffer setzen. So zeichnete sich allmählich ab, dass wohl auch die letzte Runde an die Italienerin gehen würde. So kam es denn auch: Mit einer 4:1‑Wertung der letzten Runde sicherte sich Giulia Lamagna den Einzug ins Finale. Ana Budimir darf sich mit einer sehr überzeugenden Turnierleistung über die Bronzemedaille freuen.
Maxi Klötzer siegt nach Punkten über die Finnin Pihla Kaivo-Oja
Der zweite Halbfinalkampf des deutschen Teams sollte sich als ein äußerst enges Gefecht erweisen, das bis zur letzten Sekunde offen blieb. Akteure dieses Vergleichs in der Gewichtsklasse bis 51 kg waren Maxi Klötzer in der roten und Pihla Kaivo-Oja aus Finnland in der blauen Ecke. Die deutsche Athletin sah sich einer an Körpergröße und Reichweite überlegenen Rechtsauslegerin gegenüber, löste die damit verbundenen Aufgaben aber auf effiziente Weise. Die aktive Finnin versuchte zwar, die Deutsche mit einer lebhaften Führhand auf Distanz zu halten, aber Maxi Klötzer schob sich mit guter Beinarbeit und wirksamen Meidbewegungen immer wieder in die Schlagdistanz, um dann auch schnell ausgeführte, deutliche Treffer platzieren zu können. Der Plan der Deutschen ging auf, und die Runde fiel mit 3:2 Punktrichterstimmen der roten Ecke zu. Das Bild der zweiten Runde ähnelte dem des ersten Durchgangs: Wieder war Pihla Kaivo-Oja um Distanz bemüht, wieder suchte Maxi Klötzer diese Distanz zu überwinden. Auf beiden Seiten gewannen die Treffer an Deutlichkeit, wobei die zwingenderen Aktionen aber von der Deutschen ausgingen, die in einem intensiven Endspurt ihre Vorteile zu verteidigen wusste. Wieder ging die Runde mit 3:2 an Maxi Klötzer – allerdings so auf die einzelnen Punktrichter verteilt, dass sich 4 der 5 Einzelurteile egalisierten und zu einem Unentschieden wurden. Es sollte nun also alles auf die letzte Runde ankommen. So gewann der Kampf also in diesem dritten Durchgang auf beiden Seiten noch einmal an Tempo, Athletik und Härte. Doch auch hier war es am Ende Maxi Klötzer, die sich ihren Vorsprung zu erboxen wusste und in einem abermaligen hart geführten Endspurt nicht mehr aus der Hand gab. Die Punktrichter werteten auch die letzten 3 Minuten mit 3:2 Punktrichterstimmen für die Athletin des DBV, die damit auch im Gesamturteil eine 3:2‑Wertung erkämpfte und mit dieser Leistung verdient das Finale der Europameisterschaft erreichte.
Stefanie von Berge siegt durch Aufgabe in Runde 2 über Anna Luca Hmori aus Ungarn
Als nächste Halbfinalistin war Stefanie von Berge an der Reihe, die in der Gewichtsklasse bis 64 kg auf die Ungarin Anna Luca Hmori traf. Stefanie von Berge wusste von Beginn an mit guter Beinarbeit und variabel durchgeführten Richtungswechseln den Raum zu kontrollieren. Sie gab ein nur schwer zu treffendes Ziel ab, schlug selbst aber ansatzlos und effektiv aus vielen unerwarteten Situationen. Der sportliche Vortrag der Deutschen wurde anerkannt und belohnt: Mit 4:1 Punktrichterstimmen ging die Runde an die Athletin in der blauen Ecke. Der zweite Durchgang des Kampfes sah nach wenigen Sekunden einen Niederschlag der ungarischen Boxerin. Vorausgegangen war erneut ein ansatzlos ausgeführter Schlag der Deutschen, der den Vorstoß der Ungarin so effektiv stoppte, dass der Ringrichter Anna Luca Hmori anzählte. Es folgte für den Rest der Runde eine rasant zunehmende Dominanz der deutschen Athletin, die aus ihrer gewohnten Beweglichkeit fast nach Belieben und auch mit Härte Treffer setzen konnte. Dies hinterließ Spuren im Gesicht der Ungarin, deren Auge in Mitleidenschaft gezogen wurde. In den Wertungen der Punktrichter hinterließ die dargebrachte Leistung ebenfalls Spuren: Vier der fünf Unparteiischen werteten die Runde konsequenterweise 10:8, der fünfte 10:9. Die ungarische Ecke entschloss sich angesichts des verletzten Auges in der Rundenpause zur Aufgabe und machte Stefanie von Berge damit ohne weiteren Widerstand den Weg frei ins Finale des Turniers, wo nun aus Silber noch Gold werden kann.
Kevin Boakye Schuman gewinnt nach Punkten gegen den Ukrainer Bogdan Tolmachov
In der letzten Halbfinalbegegnung unter Beteiligung eines deutschen Athleten hatte sich im Mittelgewicht bis 75 kg Kevin Boakye Schumann mit Bogdan Tolmachov aus der Ukraine zu vergleichen. Kevin Boakye Schumann zeigte sich gewohnt wendig und mit variabler Führhand. Es entwickelte sich eine enge Runde mit überzeugenden Szenen auf beiden Seiten, in der der Ukrainer nach Auffassung der Punktrichter jedoch schlussendlich leichte Vorteile für sich verbuchen konnte: Sie gaben diese Runde mit 3:2 Punktrichterstimmen an den Ukrainer in der blauen Ecke. In der zweiten Runde mochte der Ukrainer mit etwas größerer Aktivität vielleicht zunächst auch noch die Nase vorn haben, aber es dauerte dann nicht mehr lange bis der Kampf sich zu drehen begann. Mit guten Aktionen, klaren Treffern und gesteigerter Aktivität übernahm Kevin Boakye Schumann nun Schritt um Schritt die Initiative. Der Einsatz wurde honoriert: Als die Rundenglocke den zweiten Durchgang beendet hatte, gaben die Punktrichter den mittleren Teil der Auseinandersetzung mit 3:2 Punktrichterstimmen an Kevin Boakye Schumann. Im Zwischenergebnis des Kampfes hatten nach der zweiten Runde zwei Unparteiische mit 20:18 den Deutschen, und zwei weitere Punktrichter ebenfalls mit 20:18 den Ukrainer vorne. Ein Punktrichter hatte hingegen ein Unentschieden. Dieser musste also in jedem Fall überzeugt werden, um den Kampf gewinnen zu können. Die letzte Runde sah beide Athleten oft in der Nah- und Halbdistanz schwere Arbeit verrichten. Hierbei fuhr Kevin Boakye Schumann aber unterm Strich den größeren Ertrag ein und hatte auch in der Schlussphase die besseren Momente, so dass nach dem Ende des letzten Drittels die Punktrichter diese finalen drei Minuten mit 4:1 Punktrichterstimmen für den Deutschen werteten. Die Einzelwertungen aller Unparteiischen an den Ringseiten rechneten sich schlussendlich zu einem Pubnktsieg mit 3:2 Punktrichterstimmen zusammen, der dem deutschen Mittelgewichtler die Tür zum Finale öffnete.