U22-EM: Zwei Boxe­rin­nen und ein Boxer errei­chen das Fina­le des Turniers

Drei Silbermedaillen sind schon sicher und noch mehr ist möglich

Die Bilanz des Halb­fi­nal­ta­ges der Euro­pa­meis­ter­schaft fiel über­zeu­gend aus. Von den vier Ath­le­tin­nen und Ath­le­ten konn­ten sich drei in der vor­letz­ten Tur­nier­run­de durch­set­zen und haben damit ihre Bron­ze­me­dail­le min­des­tens bereits ver­sil­bern können.

Nur noch einen wei­te­ren Sieg sind Maxi Klöt­zer, Ste­fa­nie von Ber­ge und Kevin Boakye Schu­mann jetzt von der obers­ten Stu­fe des Sie­ger­po­des­tes ent­fernt. Dazu kommt die Bron­ze­me­dail­le, die Ana Budi­mir mit dem Errei­chen des Halb­fi­na­les gewon­nen hat.

Ana Budi­mir ver­liert nach Punk­ten gegen Giu­lia Lama­gna aus Italien

Den ers­ten Halb­fi­nal­kampf mit deut­scher Betei­li­gung hat­te Ana Budi­mir in der Gewichts­klas­se bis 54 kg zu bestrei­ten, die als Ergeb­nis des bis­he­ri­gen Tur­nier­ver­laufs gegen Giu­lia Lama­gna in den Ring tre­ten muss­te. Die Ita­lie­ne­rin und Rechts­aus­le­ge­rin in der roten Ecke brach­te einen nicht unbe­trächt­li­chen Grö­ßen- und Reich­wei­ten­vor­teil mit in die Begeg­nung. Ana Budi­mir gestal­te­te den Kampf offen­siv: Eine gute Bein­ar­beit und ein hoher Anteil an Vor­wärts­be­we­gung sicher­ten ihr die Ring­mit­te und damit auch weit­ge­hend die Kon­trol­le des Raums. Ihre Schlä­ge fan­den immer wie­der den Weg zum Kör­per der sehr auf­recht boxen­den Geg­ne­rin. Erst in der letz­ten Minu­te der ers­ten Run­de ver­bes­ser­te sich der Anteil der Ita­li­e­nie­rin am Kampf, die nun auch vor­wärts ging und zu Tref­fern kam. Die Mehr­heit der Punkt­rich­ter zeig­ten sich von der Leis­tung der DBV-Ath­le­tin über­zeugt: Mit 3:2 Punkt­rich­ter­stim­men ging die­ser Durch­gang an die blaue Ecke. Das Bild wie­der­hol­te sich im zwei­ten Durch­gang, jedoch mit einem wich­ti­gen Unter­schied: Giu­lia Lama­gna schaff­te es in die­ser Run­de frü­her, in den Kampf zu kom­men. Nach etwa einer Minu­te der zwei­ten Run­de gelang es der Ita­lie­ne­rin bes­ser, Ana Budi­mir auf Distanz zu hal­ten und ihre Angrif­fe durch effi­zi­en­te Bewe­gungs- und Distanz­ar­beit zu ent­schär­fen. Obwohl der Deut­schen im Schluss­spurt noch ein­mal Tref­fer gelan­gen, spra­chen die Punkt­rich­ter die­se mitt­le­re Run­de ein­stim­mig der Ita­lie­ne­rin zu, die damit in Füh­rung ging. Giu­lia Lama­gna woll­te sich den in Reich­wei­te gerück­ten Sieg nun nicht mehr neh­men las­sen. Auch im letz­ten Drit­tel konn­te sie die klei­ne­re Kon­tra­hen­tin über­wie­gend auf Distanz hal­ten und auch erneut eini­ge kla­re Tref­fer set­zen. So zeich­ne­te sich all­mäh­lich ab, dass wohl auch die letz­te Run­de an die Ita­lie­ne­rin gehen wür­de. So kam es denn auch: Mit einer 4:1‑Wertung der letz­ten Run­de sicher­te sich Giu­lia Lama­gna den Ein­zug ins Fina­le. Ana Budi­mir darf sich mit einer sehr über­zeu­gen­den Tur­nier­leis­tung über die Bron­ze­me­dail­le freuen.

Maxi Klöt­zer siegt nach Punk­ten über die Fin­nin Pih­la Kaivo-Oja

Der zwei­te Halb­fi­nal­kampf des deut­schen Teams soll­te sich als ein äußerst enges Gefecht erwei­sen, das bis zur letz­ten Sekun­de offen blieb. Akteu­re die­ses Ver­gleichs in der Gewichts­klas­se bis 51 kg waren Maxi Klöt­zer in der roten und Pih­la Kai­vo-Oja aus Finn­land in der blau­en Ecke. Die deut­sche Ath­le­tin sah sich einer an Kör­per­grö­ße und Reich­wei­te über­le­ge­nen Rechts­aus­le­ge­rin gegen­über, lös­te die damit ver­bun­de­nen Auf­ga­ben aber auf effi­zi­en­te Wei­se. Die akti­ve Fin­nin ver­such­te zwar, die Deut­sche mit einer leb­haf­ten Führ­hand auf Distanz zu hal­ten, aber Maxi Klöt­zer schob sich mit guter Bein­ar­beit und wirk­sa­men Meid­be­we­gun­gen immer wie­der in die Schlag­di­stanz, um dann auch schnell aus­ge­führ­te, deut­li­che Tref­fer plat­zie­ren zu kön­nen. Der Plan der Deut­schen ging auf, und die Run­de fiel mit 3:2 Punkt­rich­ter­stim­men der roten Ecke zu. Das Bild der zwei­ten Run­de ähnel­te dem des ers­ten Durch­gangs: Wie­der war Pih­la Kai­vo-Oja um Distanz bemüht, wie­der such­te Maxi Klöt­zer die­se Distanz zu über­win­den. Auf bei­den Sei­ten gewan­nen die Tref­fer an Deut­lich­keit, wobei die zwin­gen­de­ren Aktio­nen aber von der Deut­schen aus­gin­gen, die in einem inten­si­ven End­spurt ihre Vor­tei­le zu ver­tei­di­gen wuss­te. Wie­der ging die Run­de mit 3:2 an Maxi Klöt­zer – aller­dings so auf die ein­zel­nen Punkt­rich­ter ver­teilt, dass sich 4 der 5 Ein­zel­ur­tei­le ega­li­sier­ten und zu einem Unent­schie­den wur­den. Es soll­te nun also alles auf die letz­te Run­de ankom­men. So gewann der Kampf also in die­sem drit­ten Durch­gang auf bei­den Sei­ten noch ein­mal an Tem­po, Ath­le­tik und Här­te. Doch auch hier war es am Ende Maxi Klöt­zer, die sich ihren Vor­sprung zu erbo­xen wuss­te und in einem aber­ma­li­gen hart geführ­ten End­spurt nicht mehr aus der Hand gab. Die Punkt­rich­ter wer­te­ten auch die letz­ten 3 Minu­ten mit 3:2 Punkt­rich­ter­stim­men für die Ath­le­tin des DBV, die damit auch im Gesamt­ur­teil eine 3:2‑Wertung erkämpf­te und mit die­ser Leis­tung ver­dient das Fina­le der Euro­pa­meis­ter­schaft erreichte.

Ste­fa­nie von Ber­ge siegt durch Auf­ga­be in Run­de 2 über Anna Luca Hmo­ri aus Ungarn

Als nächs­te Halb­fi­na­lis­tin war Ste­fa­nie von Ber­ge an der Rei­he, die in der Gewichts­klas­se bis 64 kg auf die Unga­rin Anna Luca Hmo­ri traf. Ste­fa­nie von Ber­ge wuss­te von Beginn an mit guter Bein­ar­beit und varia­bel durch­ge­führ­ten Rich­tungs­wech­seln den Raum zu kon­trol­lie­ren. Sie gab ein nur schwer zu tref­fen­des Ziel ab, schlug selbst aber ansatz­los und effek­tiv aus vie­len uner­war­te­ten Situa­tio­nen. Der sport­li­che Vor­trag der Deut­schen wur­de aner­kannt und belohnt: Mit 4:1 Punkt­rich­ter­stim­men ging die Run­de an die Ath­le­tin in der blau­en Ecke. Der zwei­te Durch­gang des Kamp­fes sah nach weni­gen Sekun­den einen Nie­der­schlag der unga­ri­schen Boxe­rin. Vor­aus­ge­gan­gen war erneut ein ansatz­los aus­ge­führ­ter Schlag der Deut­schen, der den Vor­stoß der Unga­rin so effek­tiv stopp­te, dass der Ring­rich­ter Anna Luca Hmo­ri anzähl­te. Es folg­te für den Rest der Run­de eine rasant zuneh­men­de Domi­nanz der deut­schen Ath­le­tin, die aus ihrer gewohn­ten Beweg­lich­keit fast nach Belie­ben und auch mit Här­te Tref­fer set­zen konn­te. Dies hin­ter­ließ Spu­ren im Gesicht der Unga­rin, deren Auge in Mit­lei­den­schaft gezo­gen wur­de. In den Wer­tun­gen der Punkt­rich­ter hin­ter­ließ die dar­ge­brach­te Leis­tung eben­falls Spu­ren: Vier der fünf Unpar­tei­ischen wer­te­ten die Run­de kon­se­quen­ter­wei­se 10:8, der fünf­te 10:9. Die unga­ri­sche Ecke ent­schloss sich ange­sichts des ver­letz­ten Auges in der Run­den­pau­se zur Auf­ga­be und mach­te Ste­fa­nie von Ber­ge damit ohne wei­te­ren Wider­stand den Weg frei ins Fina­le des Tur­niers, wo nun aus Sil­ber noch Gold wer­den kann.

Kevin Boakye Schu­man gewinnt nach Punk­ten gegen den Ukrai­ner Bog­dan Tolmachov

In der letz­ten Halb­fi­nal­be­geg­nung unter Betei­li­gung eines deut­schen Ath­le­ten hat­te sich im Mit­tel­ge­wicht bis 75 kg Kevin Boakye Schu­mann mit Bog­dan Tol­ma­chov aus der Ukrai­ne zu ver­glei­chen. Kevin Boakye Schu­mann zeig­te sich gewohnt wen­dig und mit varia­bler Führ­hand. Es ent­wi­ckel­te sich eine enge Run­de mit über­zeu­gen­den Sze­nen auf bei­den Sei­ten, in der der Ukrai­ner nach Auf­fas­sung der Punkt­rich­ter jedoch schluss­end­lich leich­te Vor­tei­le für sich ver­bu­chen konn­te: Sie gaben die­se Run­de mit 3:2 Punkt­rich­ter­stim­men an den Ukrai­ner in der blau­en Ecke. In der zwei­ten Run­de moch­te der Ukrai­ner mit etwas grö­ße­rer Akti­vi­tät viel­leicht zunächst auch noch die Nase vorn haben, aber es dau­er­te dann nicht mehr lan­ge bis der Kampf sich zu dre­hen begann. Mit guten Aktio­nen, kla­ren Tref­fern und gestei­ger­ter Akti­vi­tät über­nahm Kevin Boakye Schu­mann nun Schritt um Schritt die Initia­ti­ve. Der Ein­satz wur­de hono­riert: Als die Run­den­glo­cke den zwei­ten Durch­gang been­det hat­te, gaben die Punkt­rich­ter den mitt­le­ren Teil der Aus­ein­an­der­set­zung mit 3:2 Punkt­rich­ter­stim­men an Kevin Boakye Schu­mann. Im Zwi­schen­er­geb­nis des Kamp­fes hat­ten nach der zwei­ten Run­de zwei Unpar­tei­ische mit 20:18 den Deut­schen, und zwei wei­te­re Punkt­rich­ter eben­falls mit 20:18 den Ukrai­ner vor­ne. Ein Punkt­rich­ter hat­te hin­ge­gen ein Unent­schie­den. Die­ser muss­te also in jedem Fall über­zeugt wer­den, um den Kampf gewin­nen zu kön­nen. Die letz­te Run­de sah bei­de Ath­le­ten oft in der Nah- und Halb­di­stanz schwe­re Arbeit ver­rich­ten. Hier­bei fuhr Kevin Boakye Schu­mann aber unterm Strich den grö­ße­ren Ertrag ein und hat­te auch in der Schluss­pha­se die bes­se­ren Momen­te, so dass nach dem Ende des letz­ten Drit­tels die Punkt­rich­ter die­se fina­len drei Minu­ten mit 4:1 Punkt­rich­ter­stim­men für den Deut­schen wer­te­ten. Die Ein­zel­wer­tun­gen aller Unpar­tei­ischen an den Ring­sei­ten rech­ne­ten sich schluss­end­lich zu einem Pubnkt­sieg mit 3:2 Punkt­rich­ter­stim­men zusam­men, der dem deut­schen Mit­tel­ge­wicht­ler die Tür zum Fina­le öffnete.

Ste­fa­nie von Ber­ge sicher­te sich als eine der drei heu­ti­gen Sie­ge­rin­nen und Sie­ger mit einem vor­zei­tig erw­zun­gen­en Sieg durch Auf­ga­be ihren Platz im Fina­le der Europmeisterschaft.