Euro­pa­qua­li­fi­ka­ti­on: Nadi­ne Apetz been­det Tur­nier mit der Silbermedaille

Edelmetall in der Europaqualifikation gibt Rückenwind für Tokyo

Nadine Apetz (blau) muss sich in der Eurpaqualifikation nur der amtierenden Weltmeisterin Busenaz Sürmeneli geschlagen geben und bringt Silber aus Paris nach Hause.

Am letz­ten Tag der Euro­pa­qua­li­fi­ka­ti­on stand mit Nadi­ne Apetz noch eine Boxe­rin des Deut­schen Box­sport-Ver­ban­des im Tur­nier. Um das Ticket für die Olym­pi­schen Spie­le in Tokyo soll­te es dabei nicht mehr gehen, denn die­ses hat­te sich die Köl­ner Sport­le­rin bereits mit dem Errei­chen des Halb­fi­na­les sichern kön­nen. So war die­ser Final­kampf im Wel­ter­ge­wicht bis 69 kg nicht mehr wirk­li­che Pflicht, son­dern eher Kür. Trotz­dem ging die DBV-Ath­le­tin die Sache mit Herz an.

Nadi­ne Apetz (in der blau­en Ecke) traf auf die amtie­ren­de Welt­meis­te­rin und Welt­rang­lis­ten­ers­te Busen­az Sür­men­e­li aus der Tür­kei. Die Grö­ßen- und Reich­wei­ten­vor­tei­le lagen bei der deut­schen Boxe­rin, deren Stra­te­gie es daher war, die kom­pak­te und sta­bi­le Geg­ne­rin auf Distanz zu hal­ten. Doch genau dies ließ die Tür­kin nur sel­ten zu. Sie zwang Nadi­ne Apetz mit Akti­vi­tät und Schlag­kraft immer wie­der in den Rück­wärts­gang und schließ­lich häu­fig auch in die Halb- und Nah­di­stanz. Dort fühl­te sich Busen­az Sür­men­e­li, mit Haken­kom­bi­na­tio­nen arbei­tend, sicht­lich wohl. Ihr Plan ging auf: Die Punkt­rich­ter sahen die tür­ki­sche Boxe­rin aus der roten Ecke nach dem Ende der ers­ten Run­de ein­stim­mig im Vorteil.

Der Ver­lauf der ers­ten Run­de gab in tak­ti­scher Hin­sicht die Blau­pau­se ab für die fol­gen­den zwei Run­den, denn das Bild soll­te sich in der zwei­ten Run­de fort­set­zen. Nadi­ne Apetz arbei­te­te vor­zugs­wei­se mit Gera­den, ihre Kon­tra­hen­tin such­te jedoch den enge­ren Kon­takt und ent­fal­te­te dabei – auch mit einer hohen Schlag­fre­quenz – unver­än­dert hohen Druck. Mit ihrer guten Ober­kör­per­be­weg­lich­keit bot sie zudem ein schwie­rig zu tref­fen­des Ziel und wuss­te ihre Bewe­gun­gen auch als Grund­la­ge varia­bler und effek­ti­ver Kom­bi­na­tio­nen ein­zu­set­zen. Auch der mitt­le­re Durch­gang über­zeug­te die Unpar­tei­ischen – so dass auch die­se zwei­te Run­de ein­stim­mig an die amtie­ren­de Welt­meis­te­rin ging.

Die Aus­gangs­la­ge für die drit­te Run­de war damit aus deut­scher Sicht ungüns­tig, zumal Busen­az Sür­men­e­li ihren Match-Plan nicht änder­te, son­dern im Gegen­teil beharr­lich wei­ter ver­folg­te. So sah man die beweg­li­che Tür­kin nach vor­ne gehen und vari­an­ten­reich aus allen Posi­tio­nen schla­gen, wie­der vor­zugs­wei­se in der Nah- und Halb­di­stanz. Nadi­ne Apetz steck­te jedoch zu kei­nem Zeit­punkt auf, such­te und fand auch ihre Gele­gen­hei­ten, aber gegen die in Spit­zen­form antre­ten­de Ath­le­tin aus der Tür­kei fand die DBV-Ath­le­tin zumin­dest an die­sem Tag kein Rezept, um den Kampf noch dre­hen zu kön­nen. Ent­spre­chend ging auch das letz­te Drit­tel die­ses Final­kamp­fes an Busen­az Sür­men­e­li, so dass das Gesamt­ur­teil schließ­lich ein­stim­mig und auch deut­lich für die amtie­ren­de Welt­meis­te­rin ausfiel.

Nadi­ne Apetz darf sich aber über ein sehr erfolg­reich bestrit­te­nes Qua­li­fi­ka­ti­ons­tur­nier freu­en, das sie ver­dient ins Fina­le und in den Ver­gleich mit der aktu­ell wohl bes­ten Boxe­rin im Wel­ter­ge­wicht führ­te. Für Tokyo war sie ja schon mit dem Ein­tritt ins Halb­fi­na­le qua­li­fi­ziert gewe­sen, doch die Sil­ber­me­dail­le gibt natür­lich Rücken­wind für die bevor­ste­hen­den Auf­ga­ben in Tokyo.